Resilienz im Zeitalter des Klimawandels
von Elena Hachem
Die Auswirkungen und Folgen der Klimakrise sind bereits heute weltweit zu beobachten. Starkregen, Hitzewellen oder Überschwemmungen nehmen perspektivisch weiter zu und lösen bei vielen Menschen Angst und Resignation aus. Umso wichtiger wird daher auch die Stärkung der eigenen psychischen Widerstandskraft, um langfristig mit den Herausforderungen des Klimawandels umgehen zu können.
Die Klimakrise ist nicht mehr nur eine ferne Bedrohung der Zukunft – sie ist bereits Realität. Schon heute erleben wir weltweit zunehmend extreme Wetterereignisse, Naturkatastrophen oder die Verbreitung von Infektionskrankheiten. Für manche Teile der Bevölkerung bedeutet dies bereits jetzt veränderte Lebensbedingungen und das unfreiwillige Erleben von Extremereignissen in ihrem Lebensraum. Langfristig bringt der Klimawandel daher nicht bloß ökologische, sondern auch ökonomische und soziale Herausforderungen mit sich, denen sich die Bevölkerung kollektiv stellen muss. Neben einem umweltbewussten Handeln gehört demnach vor allem auch die Fähigkeit dazu, mit globalen Krisen resilient umgehen zu können und handlungsfähig zu bleiben.
Die mentale Gesundheit als ein Grundstein zur Bewältigung der Klimakrise
Die Auswirkungen des Klimawandels sind nicht nur für unser Leben und den Planeten eine hohe Belastung – sie können auch einen großen Einfluss auf die menschliche Gesundheit nehmen. Neben körperlichen Folgen wie zunehmenden Krankheiten oder Hitzetoten sind die psychischen Folgen hierbei nicht zu unterschätzen. In Deutschland gaben bereits 2023 circa 53 % an, unterschiedlich stark vom Klimawandel mental belastet zu sein (Studie Umweltbundesamt 2024). Zukunftsängste, Verluste, Unsicherheiten und ein zunehmendes Gefühl der Hoffnungslosigkeit in Bezug auf die Bewältigung der Klimakrise können zu ernsthaften mentalen Belastungen oder auch psychischen Erkrankungen führen.
Die Frage lautet daher nicht mehr, ob wir betroffen sein werden, sondern wie wir den kommenden Auswirkungen entgegentreten werden. Ein gesunder und nachhaltiger Umgang mit den Gedanken und Gefühlen, die durch die stärker werdende Krise ausgelöst werden, ist also unumgänglich. Dabei ist der Aufbau von Resilienz eine wirkungsvolle Strategie, um sich langfristig mental für krisenreiche Zeiten zu wappnen und diesen stärker gegenüberzutreten.
Resilienz kann jederzeit trainiert werden
Die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen, Krisen oder anderweitig hohe Belastungen zu überstehen und dabei die psychische Gesundheit zu erhalten, wird in der Psychologie als Resilienz bezeichnet. Es geht dabei nicht darum, vollständig immun gegenüber derartigen Belastungen zu sein, sondern vielmehr um die eigene psychische Widerstandskraft, mithilfe derer man aus schwierigen Lebensphasen auch wieder gestärkt hervorgehen kann.
Wie gut wir Krisen und Belastungen bewältigen können, ist dabei nicht einzig und allein auf die frühe Erziehung in Kindheitsjahren zurückzuführen. Resilienz ist wie ein Muskel, der sich jederzeit aktiv trainieren und neu aufbauen lässt.
Die sogenannten „7 Säulen der Resilienz“ veranschaulichen dabei, welche Faktoren die eigene psychische Widerstandsfähigkeit ausmachen und stärken können – und dienen somit als eine Art Werkzeugkasten, wenn es eine Krise zu bewältigen gilt.
Sich seiner eigenen Ressourcen bewusst werden und proaktiv bleiben
Resiliente Menschen verfügen über einen gesunden Optimismus, wenn es darum geht, Probleme zu lösen, und betrachten dabei immer auch das Positive. Sie vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten, sind sich aber auch ihrer Schwächen und Grenzen bewusst. Dies bedeutet, dass sie über eine verbesserte Selbstwahrnehmung verfügen und wirksam agieren können. Anstatt unangenehme Situationen und Probleme zu verdrängen, werden sie aktiv gelöst oder als solche akzeptiert und angenommen. Darüber hinaus sorgt ein stabiles soziales Netzwerk für ausreichend Halt und Unterstützung in schwierigen Zeiten.
Um widerstandsfähig und zukunftsfähig zu sein, ist es außerdem hilfreich, den Fokus eher auf mögliche Lösungen und eine aktive Zukunftsgestaltung zu legen – sprich, eine gewisse Eigenverantwortung an den Tag zu legen.
Nachhaltigkeit fängt auch von innen an
Um Umweltprobleme und gesellschaftliche Herausforderungen auch langfristig angehen zu können, ist es daher enorm wichtig, die eigene mentale Gesundheit nicht außen vor zu lassen – und Bewältigungsstrategien aus dem eigenen Werkzeugkasten jederzeit griffbereit zu haben. Denn wer resilienter durchs Leben geht, kann damit letztendlich nicht nur sich, sondern auch die Umwelt wirksamer schützen – insbesondere, wenn dies gemeinsam geschieht.
Quellen:
Grothmann, T., Ruppel, P., Harms, C. & Reese, G. (2024): Ratgeber für mentale Gesundheit im Klimawandel. Umweltbundesamt: Dessau-Roßlau.
Grothmann, T., Ruppel, P., Harms, C. & Reese, G. (2024). Die mentalen Auswirkungen des Klimawandels und die Bereitschaft zur Anpassung. Schlussbericht. Umweltbundesamt: Dessau-Roßlau.
Resilienz: Halyna Rom – stock.adobe.com
https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/die-mentalen-auswirkungen-des-klimawandels.
https://www.7mind.de/magazin/resilienz-staerken-trainieren-uebungen