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Dunkel Hell

Neues nachhaltiges Entsorgungsverfahren der Anästhesie

Im Jahr 2020 wurden an vollstationären Patienten deutschlandweit rund 15,82 Millionen Operationen durchgeführt. Erfolgt eine OP unter Vollnarkose mit einem Rückatmungssystem, muss CO2 aus der ausgeatmeten Luft des Patienten herausgefiltert werden. Für dieses Filterverfahren werden mit „Atemkalk“ gefüllte Kartuschen im Narkosegerät genutzt. Ist eine solche Kartusche verbraucht, zählt sie zu den gefährlichen Abfällen. In Zusammenarbeit mit der Firma Dräger startete das UKB am 1. September 2022 ein Upcycling-Pilotprojekt. Dabei wird verbrauchter Atemkalk so aufbereitet, dass er im Nachgang z. B. als Bodenverbesserer eingesetzt werden kann.

Atemkalk enthält vor allem Calciumdihydroxid, aber auch Natriumhydroxid und Calciumchlorid. Durch die Verbindung mit CO2 aus der Ausatemluft entsteht Calciumcarbonat (Kalk), eine in großen Mengen benötigte Ressource. In der gleichen Verbindung aus Ausatemluft und CO2 bildet sich jedoch auch ätzende, als Reinigungsmittel eingesetzte Natronlauge. Solche Chemieabfälle mit gefährlichen Eigenschaften wie Säuren, Laugen, Desinfektions- oder Reinigungskonzentrate müssen in speziellen verschließbaren Tonnen gesammelt und unter besonderen Bedingungen als Sondermüll aufwändig entsorgt werden.

Die Firma Dräger bietet die Möglichkeit, verbrauchten Atemkalk wieder der Kreislaufwirtschaft zuzuführen. Hierzu gehören sowohl Abtransport als auch Aufarbeitung der gesamten Atemkalkkartusche. Das umgebende Plastik der Kartusche dient dabei der thermischen Energiegewinnung, die Aufbereitung des Atemkalks der vielfältigen Weiternutzung in Industrie und Landwirtschaft.

Bei ca. 3.000 pro Jahr benötigten Kartuschen, die im verbrauchten Zustand ca. 1,75 kg wiegen, entstehen hierüber allein am UKB fünf Tonnen Sondermüll, die zu Emission von ca. 25 Tonnen CO2 führen würden. Um die Anästhesie nachhaltiger zu gestalten, startete die Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin (KAI) das wissenschaftlich begleitete Projekt „Upcycling: vom Atemkalk zum Obstanbau“ in Zusammenarbeit mit der Firma Dräger. Anhand von Life-Cycle-Analysen (LCA) soll ein ökologischer wie ökonomischer Vergleich der früheren Entsorgung mit dem Upcycling-Verfahren erfolgen. Auch die medizinische Fakultät bewertet das Projekt als interessant und unterstützt die Untersuchung über den Nachhaltigkeitsfördertopf.

Die Mitarbeiter der Anästhesie müssen die Kartuschen jetzt in speziellen Behältern auf den Abteilungsfluren sammeln. Bei ausreichender Füllung kann dann sehr komfortabel über einen QR-Code das Facility Management informiert werden, um die Behälter ins Lager der Abfallwirtschaft zu bringen. Von hier aus werden sie von der Firma Dräger zur Weiterverwertung abgeholt. Ein Jahr lang wird die KAI das Projekt begleiten, um den ökologischen und den ökonomischen Fußabdruck des Projektes darzustellen. Bis jetzt (Stand 11.11.2022) konnten bereits 252 Atemkalk-Kartuschen und damit 333 kg gesammelt und über den neuen Entsorgungsweg verwertet werden.

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