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Dunkel Hell

Vereinbarkeit von klinischer und wissenschaftlicher Karriere

„Clinical-Scientist“-Programme (CSP) richten sich im Regelfall an Ärztinnen und Ärzte während ihrer Facharztweiterbildung, um ihnen klinische und grundlagenorientierte Forschung zu ermöglichen, ohne dass sie dafür ihre Weiterbildung unterbrechen müssen. Die Ärztekammer Nordrhein unterstützt das Format. Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein, erläutert im Interview mit UKB mittendrin die Vorteile einer Teilnahme an einem CSP. Assistenzärztin am Herzzentrum des UKB Dr. Hannah Billig hat an einem CSP teilgenommen und erzählt im Interview, wie sie davon profitiert.

UKB mittendrin: Seit 2018 rechnet die Ärztekammer Nordrhein Forschungszeiten im Rahmen von durchgeführten „Clinician-Scientist“-Programmen (CSP) auf die Weiterbildung an. Was ist die Begründung dafür?

Rudolf Henke: Die Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein hat am 10. März 2018 die Anrechnungsfähigkeit von Clinician-Scientist-Programmen auf die Weiterbildung beschlossen, um Ärztinnen und Ärzten eine Vereinbarkeit von Forschung mit Patientenbezug und Absolvierung der Weiterbildung ohne Brüche zu ermöglichen. Zudem wird mit der Anrechnungsfähigkeit von „Clinician-Scientist“-Programmen auf die Weiterbildung die klinische Forschung in Nordrhein unterstützt und der Forschungsstandort Nordrhein gestärkt.

UKB mittendrin: Gibt es weitere Förderungen der CSP durch die Ärztekammer Nordrhein oder sind diese in Planung?

Rudolf Henke: Eine weitere Förderung ist aktuell nicht angedacht. Wir möchten aber Ärztinnen und Ärzte, die sich in der Forschung betätigen wollen, ermutigen, sich auf unserer Webseite über die Anerkennung auf die Weiterbildung zu informieren: https://www.aekno.de/aerzte/weiterbildung/antraege-und-merkblaetter/informationen-zur-anrechnungsfaehigkeit-von-clinician-scientist-programmen-auf-die-weiterbildung.

UKB mittendrin: Was sind die Vorteile für die Ärztinnen und Ärzte, die an den CSP teilnehmen und diese als Weiterbildung anerkannt bekommen?

Rudolf Henke: Ärztinnen und Ärzte, die an einem „Clinician-Scientist“-Programm teilnehmen, das von der Weiterbildungskommission der Ärztekammer Nordrhein anerkannt wird, haben durch die großzügigere Anrechnung von Forschungszeiten auf die gesamte Weiterbildungszeit die Möglichkeit, früher zur Facharztprüfung zugelassen zu werden als Ärzte, die (anderenfalls) ihre Weiterbildungszeit durch klinische Forschung unterbrechen. Zeiten der klinischen Forschung sind eigentlich eine Zeit wissenschaftlichen Arbeitens und keine Weiterbildung des Arztes in der Behandlung des Patienten. Die „Clinician-Scientist“-Programme haben hier einen Kompromissweg aufgezeigt, wenn die Forschung einen engen Patientenbezug hat.  

Dr. Hannah Billig, Assistenzärztin am Herzzentrum des UKB

UKB mittendrin: Warum haben Sie an einem CSP teilgenommen, welche Beweggründe hatten Sie?

Dr. Hannah Billig: Das Clinician Scientist Programm war für mich die Chance, Forschungsprojekte, die noch in den Kinderschuhen steckten, voranzutreiben, neue Projekte zu beginnen und sich dabei absolut auf die wissenschaftliche Arbeit zu fokussieren. So konnte ich während dieser Zeit nicht nur eine Vielzahl neuer Methoden erlernen, sondern auch Kontakte knüpfen, Kooperationen aufbauen, Doktorandinnen und Doktoranden anleiten und wichtige Auslandserfahrungen sammeln, ohne meine ärztliche Weiterbildung zu unterbrechen.

UKB mittendrin: Beschreiben Sie bitte kurz das Clinician Scientist Programm i. R. Bonfor bzw. SFB-TRR259.

Dr. Hannah Billig: Ziel der Programme ist die Stärkung der Forschung während der Facharztweiterbildung. Die sog. Gerok-Stellen ermöglichen jungen Medizinerinnen und Medizinern, bereits während ihrer Facharztweiterbildung die klinische Tätigkeit zu unterbrechen, um der wissenschaftlichen Arbeit nachgehen zu können. Die Freistellung erfolgt zu 100 Prozent in den ersten 12 Monaten. Nach einer Zwischenevaluation kann eine Fortsetzungsförderung erfolgen, die entweder als Stellenstückelung jeweils zu 50 Prozent verteilt auf zwei Jahre oder erneut 100 Prozent beträgt. Die Vergütung erfolgt weiterhin nach dem TV-Ä.

BONFOR ist das zentrale Förderprogramm der Medizinischen Fakultät und bietet Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Fördermöglichkeiten auf nahezu allen Karrierestufen.

Der Transregio 259 ist ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderter Sonderforschungsbereich an den Universitäten Bonn, Köln und Düsseldorf. In einer gemeinsamen und multidisziplinären Anstrengung untersuchen wir die molekularen und zellulären Mechanismen, die die Entstehung und den Progress von Aortenklappenstenose, Aortenaneurysma und Aortendissektion bedingen. Im Rahmen von translationalen und klinischen Studien wollen wir neue pharmakologische, interventionelle und chirurgische Ziele für diagnostische, präventive und therapeutische Strategien identifizieren. Der TRR259 unterstützt mit einer Vielzahl verschiedener Förderinstrumente junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Naturwissenschaft und der Humanmedizin.

UKB mittendrin: Was haben Sie sich von der Teilnahme am CSP versprochen und hat sich das bewahrheitet?

Dr. Hannah Billig: Die „Clinician-Scientist“-Programme versprechen eine verlässliche Karriereplanung und die Vereinbarkeit von klinischer und wissenschaftlicher Karriere. Ein besonderes Augenmerk wird auch auf eine besondere Förderung von Diversität, Geschlechtergerechtigkeit und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gelegt.

Durch das Programm konnte ich meine klinische Laufbahn fortsetzen und gleichzeitig in geschützten Zeiträumen Forschungsprojekte verfolgen. Die Erfahrungen aus dieser Zeit sind extrem wertvoll. Forschung gehört zur Arbeit an einer Universitätsklinik ebenso dazu wie die Patientenversorgung und Lehre. Die explizite Förderung dieses Karrierewegs sorgt für eine patientennahe Forschung, die Entwicklung neuer Therapieansätze und so auch zu einer Verbesserung der Patientenversorgung.

UKB mittendrin: Würden Sie eine Teilnahme an einem CSP Ihren Kolleginnen und Kollegen empfehlen?

Dr. Hannah Billig: Ich empfehle solche Programme uneingeschränkt Kolleginnen und Kollegen, die Spaß an der Wissenschaft haben.

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