Bonner Neuroradiologe tritt Professur an Harvard Medical School an
PD Dr. Daniel Paech ist seit 2021 Teil des Teams am UKB und ist dort geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Neuroradiologie. Ab Februar trat er nun eine Professur an der renommierten Harvard Medical School an und bildet somit ein wichtiges Glied im internationalen Austauschs des UKB. In Boston wird er unter anderem als Direktor des Ultra-Hochfeld-MRT Programms der Radiologie am Mass General Brigham tätig sein und den klinischen Nutzen neuer MR-Techniken und KI-gestützter Analysen weiter erforschen. Im Rahmen dieses Meilensteins stellte UKB mittendrin ihm einige Fragen zu seiner Forschung.
Herr Dr. Paech, was erwarten Sie von Ihrer Zeit in Boston und welche Mittel stehen Ihnen dort zur Verfügung?
Daniel Paech: Ich bin sehr motiviert und gespannt auf die neuen Eindrücke, die mich in Boston erwarten. Die Universität, die Kliniken und die mit ihr verbundenen Forschungseinrichtungen bieten Zugang zu den modernsten MRT-Geräten und zu Laboren, die mit der neuesten Technologie ausgestattet sind. Hierzu zählen beispielsweise mehrere Ultra-Hochfeld-MRTs mit Stärken von sieben Tesla. Zum Vergleich: zu Beginn der klinischen MRT-Nutzung besaßen die Geräte lediglich eine Stärke von weniger als einem Tesla. Ferner zählen zum Bostoner Repertoire drei verschiedene Tesla MRTs mit besonders starken Gradientensystemen, die sich beispielsweise für mikrostrukturelle Bildgebung eignen. Diese Geräte sind zum Teil direkt in der Klinik für Neuroradiologie installiert, was mir die Möglichkeit bietet, meine bisher primär grundlagenorientierte Forschung unmittelbar in einer klinischen Umgebung durchzuführen. Da bei der Entwicklung neuer Methoden nach dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn am Ende der klinische Nutzen entscheidend ist, finde ich diesen Aspekt besonders spannend. Zudem besteht auch in Boston eine hohe Konzentration an exzellenten Forschenden und Kooperationspartnern vor Ort, was einen intensiven fachlichen Austausch und die Förderung von Kooperationen auf höchstem Niveau ermöglicht.
Sie arbeiten an Methoden, welche es ermöglichen sollen, Künstliche Intelligenz in Ihre Arbeit zu integrieren. Wie kann man sich ein solches Einbeziehen von KI in die MRT Forschung als Laie vorstellen?
Daniel Paech: Die Einbindung von Künstlicher Intelligenz in die MRT-Forschung eröffnet faszinierende neue Möglichkeiten. KI-Algorithmen sind in der Lage, Informationen aus MRT-Daten zu extrahieren, die dem Menschen aufgrund ihrer Komplexität gar nicht oder nur eingeschränkt zugänglich sind. KI-basierte Ansätze können perspektivisch dabei helfen, diese Informationen zu bündeln und zu interpretieren und damit die Diagnostik zu verbessern. Ferner werden Large Language Models, kurz LLM, die radiologische Berichterstattung und klinische Prozesse im Allgemeinen durch die zunehmende Digitalisierung effizienter gestalten und zugänglich machen. LLM sind fortschrittliche KI-Systeme, die darauf trainiert sind, menschliche Sprache zu verstehen und zu generieren. Sie analysieren große Mengen von Textdaten, um Muster und Zusammenhänge zu erkennen. Ihre Einsatzmöglichkeiten umfassen eine Vielzahl von Anwendungen von der Automatisierung von administrativen Prozessen über die Unterstützung bei klinischen Analysen bis hin zur Erstellung von Lehrmaterialen.
Im Rahmen Ihres Lehrauftrags sprach Herr Professor Alexander Radbruch von der Gelegenheit, „eine Plattform zu schaffen, die den Austausch von Fachwissen, die Förderung von Forschungskooperationen und die Weiterentwicklung bestehender transatlantischer Netzwerke unterstützt“. Existieren bereits die Grundpfeiler eines solchen Austauschs und wie genau sähe die Unterstützung eines solchen Netzwerkes aus?
Daniel Paech: Die von Professor Radbruch erwähnte Plattform für den Austausch von Fachwissen und die Förderung von Forschungskooperationen ist in der Entwicklung, aber die Grundlagen dafür sind bereits geschaffen. Durch gemeinsame Forschungsprojekte, regelmäßige Workshops und den Austausch von Forschenden zwischen Harvard und dem UKB verstärken wir die existierenden Netzwerke und erschaffen neue Kooperationsmöglichkeiten. Das Ziel ist es, eine produktive Forschungsumgebung zu fördern, in der Wissen und Ressourcen geteilt werden, um gemeinsame Forschungsziele zu erreichen.
Wie lange werden Sie in Boston bleiben und wie sehen Ihre Pläne danach aus?
Daniel Paech: Die Dauer meines Aufenthalts in den USA ist derzeit offen und prinzipiell nicht befristet. Aktuell freue ich mich darauf, sowohl bestehende Partnerschaften zu vertiefen als auch neue Perspektiven zu entdecken.