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Dunkel Hell

Prof. Johannes Breuer zum Abschied aus der Kinderkardiologie des UKB

Nach 24 Jahren am Universitätsklinikum Bonn verabschiedet sich Prof. Johannes Breuer, langjähriger Direktor der Kinderkardiologie, in den Ruhestand. Im Gespräch mit UKBmittendrin blickt er auf wichtige Stationen, Herausforderungen und Entwicklungen zurück – und darauf, was er dem UKB auch weiterhin mitgeben möchte.

UKBmittendrin: Herr Professor Breuer, Sie sind seit 2001 am UKB. Wie begann Ihre Zeit hier?

Prof. Breuer: Ich kam damals aus Tübingen, wo ich meine Ausbildung und Habilitation abgeschlossen und als Oberarzt gearbeitet hatte. Der Schritt nach Bonn war für mich der Beginn einer wirklich leitenden Tätigkeit – und ich habe schnell gemerkt, dass damit große Gestaltungsmöglichkeiten, aber auch große Aufgaben verbunden waren. Die technische Ausstattung war sehr begrenzt. Wir hatten zum Beispiel nur ein einziges, stark veraltetes Echo-Gerät. Das hat mich beeindruckt, aber auch angespornt. Mir war sofort klar: Wenn wir hier eine moderne Kinderkardiologie etablieren wollen, müssen wir sie gemeinsam aufbauen.

UKBmittendrin: Wie haben Sie diesen Neuaufbau umgesetzt?

Prof. Breuer: Vor allem durch viel Initiative. Wir haben Spenden eingeworben, mit Firmen verhandelt und jede Chance genutzt, um moderne Ultraschall- und Kathetertechnik anzuschaffen. Das war wirklich ein Kraftakt, aber er hat sich gelohnt. Innerhalb von zwei Jahren hatten wir vernünftige Geräte – und konnten damit das Behandlungsangebot deutlich ausweiten. Als ich kam, hatten wir nur wenige Kathetereingriffe und Operationen im Jahr. Über die Jahre wuchs die Abteilung kontinuierlich, sodass wir später rund 250 Katheterinterventionen und etwa 150 Operationen jährlich verzeichnen konnten. Das zeigt, wie sehr sich die Kinderkardiologie am UKB weiterentwickelt hat.

UKBmittendrin: Ein weiterer wichtiger Schritt war die Etablierung einer eigenen Kinderherz-Intensivstation. Warum war sie Ihnen so wichtig?

Prof. Breuer: Zu Beginn waren unsere Patientinnen und Patienten auf verschiedenen Intensivstationen verteilt. Das bedeutete Transportwege und Risiken, gerade nach Operationen. Eine spezialisierte Kinderherz-Intensivstation war daher ein entscheidender Schritt für die Sicherheit, aber auch für die Arbeitsabläufe. Wir haben ein interdisziplinäres Team aus Pflege und ärztlichen Kolleginnen und Kollegen aufgebaut und damit eine Struktur geschaffen, die bis heute trägt.

UKBmittendrin: Sie haben sich auch in der Lehre stark engagiert. Welche Projekte waren Ihnen besonders wichtig?

Prof. Breuer: Lehre war für mich immer ein zentraler Bestandteil meiner Arbeit. Ich habe ein Intensivseminar für Studierende aufgebaut und Formate wie „Meine Geschichte für dich“ unterstützt. Besonders prägend war aber die interprofessionelle Ausbildungsstation, die IPSTA. Dort arbeiten Medizinstudierende und Pflegeschüler*innen gemeinsam auf einer Station, begleitet durch erfahrene Lernbegleiter. Kommunikation, gegenseitiges Verständnis und Verantwortung lernen sie dort ganz praktisch. Die Rückmeldungen der Familien waren durchweg positiv – das hat uns gezeigt, wie wertvoll dieses Konzept ist.

UKBmittendrin: Das IPSTA-Konzept wurde sogar auf die Kinderherz-Intensivstation übertragen.

Prof. Breuer: Ja, und das war ein sehr anspruchsvoller, aber mutiger Schritt. Eine intensivmedizinische Umgebung ist komplexer, aber wir wollten zeigen, dass interprofessionelles Lernen auch dort möglich ist. Ich denke, wir haben damit wirklich etwas Besonderes geschafft. Soweit ich weiß, gibt es weltweit kaum Vergleichbares.

UKBmittendrin: Wie blicken Sie auf die Zukunft der Kinderkardiologie am UKB?

Prof. Breuer: Ich wünsche mir, dass der eingeschlagene Weg weitergeht: eine starke klinische Versorgung, ein gutes Miteinander und der Mut, Neues zu entwickeln. Wissenschaftlich haben wir gerade einen Antrag für ein Forschungszentrum zur Kreislaufphysiologie bei angeborenen Herzfehlern vorbereitet. Da gibt es viel Potenzial – etwa zur Frage, wie sportliche Aktivität bei Kindern und Erwachsenen mit Herzfehlern unterstützt werden kann. Die Verbindung von Medizin und Sportwissenschaft ist ein Feld, das in den nächsten Jahren sicher noch wichtiger wird.

UKBmittendrin: Sie gehen nun in den Ruhestand, bleiben dem UKB aber weiterhin erhalten. In welcher Rolle?

Prof. Breuer: Ich werde künftig im Dekanat für Forschung und Lehre als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig sein. Das bedeutet: weniger Klinikalltag, aber mehr Raum für konzeptionelle und wissenschaftliche Arbeit. Darauf freue ich mich sehr, denn Forschung und Lehre waren immer Themen, die mir am Herzen lagen.

UKBmittendrin: Viele Menschen fragen sich bei solchen Abschieden, wer sie auf diesem Weg besonders begleitet hat. Wie war das bei Ihnen?

Prof. Breuer: Ohne meine Familie wäre vieles nicht möglich gewesen. Die Aufbauarbeit, die Projekte, die langen Dienste – das trägt man nicht allein. Meine Frau und meine Kinder haben mir immer den Rücken freigehalten. Dass meine Kinder sich trotz dieser intensiven Jahre selbst für medizinische Berufe entschieden haben, hat mich sehr berührt. Ich habe das immer als Zeichen gesehen, dass sie verstanden haben, wie viel Freude mir meine Arbeit gemacht hat. Und darauf freue ich mich jetzt im Ruhestand ganz besonders: ein bisschen mehr Zeit für genau diese Menschen, die mich über all die Jahre unterstützt haben.

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