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Eine Seilbahn in Bonn – unrealistisch und teuer? Von wegen!
Prof. Rudolf Juchelka vom Institut für Geographie der Universität Duisburg-Essen, der sich gut mit urbanen Seilbahnen auskennt, sieht Bonn als prädestiniert für dieses – für die hiesigen Städte noch untypische – Fortbewegungsmittel.
In Deutschland gibt es verschiedene Städte, die entweder schon eine Seilbahn haben oder eine planen. Doch nirgendwo gibt es bisher eine Seilbahn, die in ein ÖPNV-Netz integriert ist. Bonn könnte die erste Stadt sein, wo dieses Vorhaben realisiert werden könnte. Laut Prof. Rudolf Juchelka ist Bonn in seinen Seilbahnplänen weit fortgeschritten. „Als demokratisch legitimierte Struktur hat die Bonner Politik beim Thema Seilbahn das Ruder in der Hand. Dass eine Seilbahn hoch über der Stadt nicht jedem gefällt, ist aber ebenso legitim. Darüber kann man diskutieren“, sagt der Verkehrsgeograph.
In Bonn jedoch passe für ihn die Idee der Seilbahn wie die Faust aufs Auge. „Weil wir eine Konstellation haben, die für eine Seilbahn prägend ist: ein ÖPNV-mäßig gut erschlossener Bereich im Bereich der Rhein-Ufer-Terrasse mit starken Verkehrsströmen, singulärer Standort des UKB auf dem Berg als ein Ort, wo viele Menschen – gut über den Tag verteilt – über eine begrenzte Infrastruktur hinwollen“, erklärt Prof. Juchelka. Für den Verkehrsforscher steht klar: Seilbahnen müssen nicht immer auf den Berg hochfahren, aber Bonn bietet mit seinem Venusberg dennoch eine klassische Situation.
Gibt es Alternativen zur Seilbahn? Juchelka verneint: „Eine Straßenerweiterung wäre fatal für das Naturschutzgebiet Kottenforst. Eine häufigere Taktung der Busse stöße bei der bestehenden Infrastruktur einfach an ihre Kapazitätsgrenzen. Daher sei eine Seilbahn ein mutiger, aber realistischer Schritt. „Es ist ein gesellschaftliches Wahrnehmungsproblem, weil viele die Seilbahnen mit dem Skiurlaub verbinden“, erläutert der Lehrstuhlinhaber von der Uni Duisburg-Essen. Auch viele Ängste sieht er unbegründet. Wie zum Beispiel die Sorge davor, dass die Seilbahnstützen mitten auf dem Kita-Gelände aufgestellt würden. „Das würde kein Seilbahnbauer jemals machen – es wäre total imageschädigend!“, so Prof. Juchelka.
Vielmehr sieht der Verkehrsgeograph Juchelka Vorteile einer urbanen Seilbahn als eine längst überfällige Entlastung des ÖPNV in Bonn. Die Haltestelle UN-Campus wäre ein perfekter Knotenpunkt, der eine Bahn-, Bus- sowie Straßenbahnanbindung ermögliche – eine Multimodalität in höchster Vollendung.
Ganz unproblematisch ist das Vorhaben zwar nicht, weil es z. B. keine belastbaren Fahrgastzahlen gibt. „Die Verkehrssimulationen sind immer eine große Kunst bei den Planern, vor allem wenn es um Innovationen geht. Für Bonn wäre eine Seilbahn dennoch zweifelsohne eine elegante, kostengünstige und schnell realisierbare Lösung.“
Prof. Rudolf Juchelka von der Universität Duisburg-Essen lehrt am Institut für Geographie, Wirtschaftsgeographie, insbes. Verkehr und Logistik. An seinem Lehrstuhl hat er gemeinsam mit den Kolleg*innen eine Studie zu den Realisierungsmöglichkeiten einer urbanen Seilbahn im Stadtgebiet Essen initiiert. Darüber hinaus ist Prof. Juchelka Mitglied in einer Expertengruppe des Bundesverkehrsministeriums zum Thema Urbane Seilbahnen.