Ein Überblick über die Pflegeforschungsprojekte am UKB
Um den Pflegealltag einfacher zu gestalten und die Qualität der Patientenversorgung zu verbessern, setzt das UKB mit unterschiedlichen Projekten vermehrt auf Pflegeforschung. Dr. Silja Tuschy, Thomas Schneider und Dr. Sebastian Nies leiten diese Projekte mit den Schwerpunkten Robotik und virtuelles Lernen gemeinsam mit den medizinischen Partnern des UKB. Im Gespräch mit UKBmittendrin schilderten sie den aktuellen Stand der Projekte und ihre Zukunftsvisionen im Bereich der Pflegeforschung.
Wie ist der Bereich der Pflegeforschung am UKB aufgebaut?
Dr. Silja Tuschy: „Obwohl die Universität Bonn derzeit (noch) keine pflegewissenschaftliche Fakultät hat, engagiert sich das Team um den Vorstand für Pflege und Patientenservice Alexander Pröbstl aktiv in der Pflegeforschung am UKB.Insbesondere durch das innovative und durch das Land NRW als Teil des KI.NRW geförderte Digitalisierungsprojekt ISMC sind bedeutende pflegewissenschaftliche Forschungsprojekte entstanden, die sich mit zukunftsweisenden Themen der pflegerischen Versorgung und Ausbildung beschäftigen. Während die Pflegewissenschaft in Deutschland noch eine relativ junge Disziplin ist, hat sie sich international, beispielsweise in Großbritannien, Japan oder den USA, bereits seit vielen Jahrzehnten etabliert.“
An welchen konkreten Projekten wird aktuell geforscht?
Thomas Schneider: „Die Ernährung und Flüssigkeitsversorgung im stationären Umfeld ist ein zentrales Handlungsfeld der pflegerischen Versorgung. Besonders bei älteren Menschen können Mangelernährung und Dehydration zu verlängerten Klinikaufenthalten oder ungünstigen Krankheitsverläufen führen. Robotische und messtechnische Systeme bieten hier vielversprechende Ansätze: Durch intelligente und smarte Lösungen können sie einerseits die Pflege entlasten und andererseits die Versorgungsqualität unserer Patient*innen nachhaltig verbessern. Dieses Themenfeld bildet derzeit den Schwerpunkt unserer Pflegeforschung.“
Welche Projekte werden als nächstes konkret umgesetzt?
Thomas Schneider: „Derzeit setzen wir zahlreiche Projekte um. Im Mai entwickelten wir mit unseren Forschungspartnern ein Konzept für einen Care-Roboter, der Essenstabletts ausliefern und Getränke reichen kann. Mithilfe eingebauter Scanner werden Ess- und Trinkmengen erfasst, um bei Abweichungen schnell eingreifen zu können.
Noch in diesem Jahr werden wir auf Pilotstationen Wearables zur Ermittlung von Vitalparametern einführen und intelligente Trinkbechersysteme einsetzen, die die Flüssigkeitszufuhr überwachen und die Patient*innen daran erinnern.“
Dr. Sebastian Nies: „In der Pflegebildungsforschung planen wir bis Jahresende einen virtuellen Schulungsraum für Trainings und Simulationen in der Pflegeausbildung. Dieser Raum, als Erweiterung des bestehenden Skill-Lab Konzepts, soll ein fester Bestandteil des Curriculums werden.“
Wie könnte das UKB in zehn Jahren durch die Fortschritte der Pflegeforschung aussehen?
Dr. Silja Tuschy: „Meine Vision: In zehn Jahren werden alle Aufgaben, die heute Berechnung, Kalkulation, Sortierung und Informationsaufbereitung erfordern, als automatisierte Daten verfügbar sein. Die Kommunikation mit den Systemen erfolgt sprachgesteuert und audiovisuell, zur richtigen Zeit und an der richtigen Quelle, unterstützt durch Interpretationshilfen.
Robotische Systeme übernehmen zuverlässig, datenschutzkonform und kundenorientiert Hol-, Bring- und Hebetätigkeiten für unsere Patient*innen und reagieren auf Rückmeldungen dank integrierter Sprachfunktionen.“
Dr. Sebastian Nies: „Zudem werden virtuelle Schulungsumgebungen ein fester Bestandteil der Pflegeausbildung sein, in denen pflegerische Prozesse und Patienteninteraktionen realitätsnah trainiert werden können. Diese virtuellen Räume ermöglichen auch eine internationale und ortsunabhängige Ausbildung ausländischer Fachkräfte.“