Brust abtasten und Kleinkind versorgen in einem
Einen Säugling reanimieren oder ein Kleinkind mit dem Stethoskop auf Herztöne abhören – all das und mehr müssen die Medizinstudierenden des 10. Semesters, die die vorklinischen und klinischen Abschnitte bereits hinter sich haben, in den OSCE-Prüfungen beherrschen. Als „Patienten“ dienen echt aussehende Puppen oder Simulationspatienten. Die Studierenden durchlaufen dabei eine Art Parcours in verschiedenen Räumen. Sie haben eine Minute Zeit, sich auf die jeweilige Aufgabe vorzubereiten und stellen dann ihr praktisches Können bei den Prüfern unter Beweis. Auch eine Brust am Modell auf Knoten abzutasten oder eine Geburt durchzuführen – also gynäkologisch-geburtshilfliche Aufgabenstellungen – gehörten dieses Mal mit zur Prüfung.
Mit dem Köpfchen zuerst: Eine Medizinstudentin führt bei den OSCE Prüfungen eine Geburt durch, während der Prüfer Dr. Jorge Jimenez-Cruz, Oberarztdes Zentrums für Geburtshilfe und Frauenheilkunde, sie bewertet.
Die praktische Prüfung der Medizinstudierenden im letzten Semester vor dem Praktischen Jahr fand im Februar am Universitätsklinikum Bonn (UKB) für die Fächer Frauen- und Kinderheilkunde erstmalig im Rahmen einer gemeinsamen Parcours-Prüfung statt. Während das moderne kompetenzorientierte Prüfungsverfahren OSCE (objective structured clinical examination) bereits seit 10 Jahren am Standort Bonn durchgeführt wird, ist die interdisziplinäre Vernetzung der beiden Fächer in Form einer gemeinsamen Prüfung eine Neuheit.
„OSCE hat das Ziel, Untersuchungen möglichst realitätsnah durchzuführen.“
„Es geht bei OSCE nicht nur um die Prüfungen selbst, sondern auch darum, dass die Studierenden mögliche Defizite erkennen und in ihrem daran anschließenden Praktischen Jahr (PJ) daran arbeiten und sich verbessern können“, sagt Dr. Florian Recker, Assistenzarzt des Zentrums für Geburtshilfe und Frauenheilkunde.
Organisiert wurde die neue Ausrichtung neben Dr. Recker von Dr. Franziska Helfgen, Assistenzärztin am Zentrum für Kinderheilkunde des UKB. Die beiden koordinieren gleichzeitig auch die Lehre ihrer jeweiligen Fachrichtungen mit. „Die neue Gestaltung der OSCE unter Einbeziehung der Frauenheilkunde kam sehr gut an bei den ersten Studierenden. Die Mischung der Fächer war zwar eine größere Herausforderung, hat die Prüflinge aber entsprechend den Situationen gefordert, die sie als fertige Ärztinnen und Ärzte tatsächlich in einer Klinik erwarten können“, so Dr. Helfgen.
Bilder oben: Katharina Wislsperger / Universitätsklinikum Bonn