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Dunkel Hell

Nicole Poschen ist die erste Trägerin des DAISY Awards am UKB


Im Interview spricht sie über ihre Motivation, die Bedeutung echter Wertschätzung im Pflegealltag – und warum Menschlichkeit für sie nie verhandelbar ist.


Herzlichen Glückwunsch zum DAISY Award! Wie haben Sie von der Auszeichnung erfahren, und was war Ihr erster Gedanke, als Sie davon hörten?

Vielen Dank! Ich wusste, dass der DAISY Award dieses Jahr erstmalig verliehen wird, habe sogar selbst jemanden nominiert. Dass ich diesen Award gewinne und er am 12. Mai zum Tag der Pflege verliehen wird, war mir nicht bekannt. Meine Stationsleitung Jutta Roßberg hat mich mit einer Überraschung unter einem Vorwand auf die Station gelockt. Dass ich den Preis dann wirklich verliehen bekommen habe, war eine riesige Überraschung und macht mich immer noch sprachlos.

Der DAISY Award würdigt herausragende Fürsorge und Engagement in der Pflege. Was bedeutet diese Ehrung für Sie persönlich?
Ich bin sehr stolz darauf. Seit 2013 bin ich – mit kurzer Unterbrechung – am UKB tätig und sehe den Preis als große Anerkennung meiner Arbeit an. Ich freue mich, dass das UKB den DAISY Award nun vergibt und somit Wertschätzung und Anerkennung ausdrückt. Dass ich den ersten Award bekommen habe, ist für mich unglaublich.

Seit 12 Jahren sind Sie am UKB tätig – was hat Sie ursprünglich dazu motiviert, den Beruf der Gesundheits- und Krankenpflegerin zu ergreifen?
Für mich war klar: Ich möchte keinen eintönigen Bürojob ausüben. Ich möchte mit Menschen zusammenarbeiten und etwas Sinnhaftes tun. In meinem Job bedeuten kleine Gesten oft viel und machen den Unterschied. Die Dankbarkeit der Patient*innen motiviert sehr. Außerdem hat die Pflege viele Facetten und bietet viele Möglichkeiten zur Weiterbildung.

Gibt es eine bestimmte Situation oder ein Erlebnis mit Patientinnen oder Patienten, das Sie in Ihrer Arbeit besonders geprägt hat?
Besonders Patient*innen, die immer wieder kommen, bleiben im Gedächtnis. Man kennt sich dann eben schon und begegnet sich auf einer vertrauten Ebene, was Ängste und Anspannungen oft abbauen kann.

Was sind für Sie die wichtigsten Qualitäten, die eine Pflegefachperson heute mitbringen sollte?
Empathie, Selbstorganisation, Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein! Ich persönlich finde es wichtig, mir selbst treu zu bleiben, Menschlichkeit zu zeigen und mich nicht verstellen zu müssen.

Pflege ist oft mit großer Belastung verbunden. Wie schaffen Sie es, in stressigen Situationen ein hohes Maß an Empathie und Fürsorge aufrechtzuerhalten?
Ich priorisiere eigentlich immer – dabei bleibt der Patient die oberste Priorität. Ich stelle mir häufig vor, dass dort auch meine Familienangehörigen liegen könnten. Außerdem macht mir mein Job Spaß. Humor hilft mir auch häufig, stressige Situationen zu meistern.

Der DAISY Award setzt ein starkes Zeichen für Anerkennung im Pflegeberuf. Wie erleben Sie den Stellenwert von Pflege im Klinikalltag – und hat sich dieser in den letzten Jahren verändert?
Die Pflege macht sich meiner Meinung nach selbst oft klein. Manche sagen von sich, sie seien „nur“ eine Pflegekraft – dabei ist unser Beruf so wichtig, und wir sollten stolz darauf sein. Ich finde, der Stellenwert müsste deutlich höher sein. Die Pflege sollte mehr Mitspracherecht haben. Wir sind die Berufsgruppe, die die meiste Zeit mit/am Patienten verbringt, Veränderungen häufig zuerst erkennt und dementsprechend handelt. In den letzten Jahren – und durch die Akademisierung in der Pflege – finde ich aber, dass die Pflege deutlich mehr Anerkennung erlangt hat. Der DAISY Award trägt auch dazu bei.

Was würden Sie jungen Menschen raten, die überlegen, einen Pflegeberuf zu ergreifen?
Ausprobieren! Ein unverbindliches Praktikum machen und sich über die verschiedenen Möglichkeiten in der Pflege informieren. Es ist definitiv kein einfacher Beruf, aber er ist bedeutungsvoll und wird in Zukunft immer wichtiger werden. Man wird gefordert – fachlich wie menschlich – und wächst dadurch stetig.

Gibt es Kolleginnen oder Kollegen, die Sie auf Ihrem Weg besonders inspiriert oder unterstützt haben?
In meiner gesamten Zeit am UKB habe ich die Unterstützung des Teams, aber besonders der Stationsleitungen Jutta Roßberg und Kerstin Lengersdorff, erhalten. Das ist für mich absolut nicht selbstverständlich in dem Ausmaß. Sie waren in jeder Zeit für mich da. Ich konnte/kann immer alle Schwierigkeiten ansprechen – ob dienstlich oder privat. Man wird als Mensch mit Bedürfnissen gesehen und nicht als Arbeitskraft.
Zudem möchte ich besonders meine Kollegin und mittlerweile enge Freundin Ignur Ince erwähnen, mit der ich seit 2014 (mit kurzer Unterbrechung) zusammenarbeite. Über die Jahre ist eine wahnsinnig innige Freundschaft entstanden, die weit über ein kollegiales Verhältnis hinausgeht. Ignur hat mir immer zugehört, mich motiviert und mir Halt gegeben – in Momenten, in denen ich ihn gebraucht habe. Für diese besondere Freundschaft bin ich wahnsinnig dankbar. Und ohne das UKB würde es unsere Freundschaft vermutlich nicht geben.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Pflege – sowohl am UKB als auch in der Gesellschaft insgesamt?
Ich wünsche mir, dass die Pflege noch viel mehr Anerkennung in der Gesellschaft bekommt, dass wir Pflegekräfte mehr gesehen werden. Der Beruf ist nicht immer einfach und emotional herausfordernd. Die Arbeit in Schichten bedeutet oft weniger Zeit für Familie und Freunde. Die Feiertage und Wochenenden verbringt man oft in der Klinik – das verdient viel mehr Anerkennung und Wertschätzung.
Außerdem finde ich: Insgesamt braucht es bessere Arbeitsbedingungen und Löhne, die den Beruf attraktiver machen. Am UKB wünsche ich mir, dass die Pflege mehr Mitspracherecht bekommt, es vielleicht auch Prämien gibt, die einen finanziellen Anreiz und Motivation schaffen – und dass der Tag der Pflege ausgiebiger zelebriert wird.

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