Die neue leitende Hebamme im Eltern-Kind-Zentrum stellt sich vor
Alice Semmler (46) ist seit dem Frühjahr in dieser Funktion am UKB tätig und bringt mit ihren 18 Jahren Berufserfahrung als Hebamme in verschiedenen Bereichen viel frischen Wind mit ans UKB. Nebenbei studiert sie Gesundheitsmanagement und ist damit zurzeit auf der Zielgeraden zum Master. Deswegen hat Alice Semmler momentan eine 80-Prozent-Stelle. Einen Ausgleich zum oft fordernden Arbeitsalltag findet die Mutter einer siebzehnjährigen Tochter beim Yoga, Wandern im Siebengebirge oder bei den Livemusik-Konzerten.
UKB mittendrin: Warum wollten Sie Hebamme werden und was reizt Sie an der Leitungsposition?
Alice Semmler: Jede Geburt ist ja zunächst ein Wunder, eine Grenzsituation. Jede Familie entsteht in diesem Moment. Als Hebamme helfe ich in einem ganz wichtigen Moment im Leben einer Frau und unterstütze sie dabei, dass sie sich gut an die Geburt erinnert und daraus auch Kraft schöpfen kann. Und bereits die Schwangerschaft ist ja schon eine sehr besondere Zeit, die gesundheitlich auch nicht ganz einfach sein kann. In der Wochenbettbetreuung dann ist die psychosoziale Betreuung ja auch eine ganz wichtige Komponente: Wir unterstützen die Frauen dabei, dass es zu einer guten Familiensituation kommt – vor, bei und nach der Geburt. Dabei arbeiten wir eng mit verschiedenen Berufsgruppen zusammen: mit Ärzt*innen, Psycholog*innen, aber auch mit freiberuflichen Hebammen und Kinderärzt*innen.
Warum Leitung? Ich denke, dass eine meiner Stärken darin besteht, Menschen gut miteinander zu vernetzen, wenn es um das gemeinsame Ziel geht. Ich glaube, dass für die Arbeit in einem Kreißsaal eine gute Struktur und ein Gesamtüberblick enorm wichtig ist. Und solche Strukturen zu kreieren, macht mir viel Spaß. Zudem ist mir Kommunikation sehr wichtig. Der Hauptinhalt meines Tages besteht in der Erstellung von Dienstplänen, Meetings, Übergaben und strukturellen Verbesserungen. Ich bin als Hebamme deswegen freigestellt für die Leitungsaufgabe und schaue etwa nur einmal im Monat in eine Schicht hinein. Das ist gewissermaßen ein Paradigmenwechsel für die Stelle, der für eine gute Qualität und Ansprechbarkeit in allen Belangen wichtig ist. Außerdem steht ein großes Projekt an bzw. wir sind schon mittendrin: die Implementierung des Hebammenstudiengangs und die Begleitung der letzten reinen Schülerinnen-Ausbildungsjahrgänge. Da sind viele Aufgaben, die kommunikativ und strukturell begleitet werden müssen. Mein Aufgabenfeld ist also sehr vielseitig und damit reizvoll.
UKB mittendrin: Wie sieht Ihre Abteilung aus?
Alice Semmler: Wir haben insgesamt knapp 40 Kolleginnen, von ihnen sind einige in Teilzeit bei uns tätig. Geplante Vollzeitstellen haben wir damit momentan um die 30. Leider sind jedoch nicht alle Stellen zurzeit besetzt. Fünf Hebammen pro Schicht sind gewünscht, momentan schaffen wir das nicht ganz und landen bei durchschnittlich vier. Wir freuen uns über jede Bewerbung und möchten auch individuelle Möglichkeiten einer Arbeitsstelle, soweit es geht, fördern.
Das Team ist insgesamt sehr heterogen. Wir haben jüngere und ältere Kolleginnen dabei. Zudem auch Kolleginnen aus Italien, die im Rahmen eines Anpassungslehrgangs bei uns am UKB arbeiten, also die Anerkennung als Hebamme in Deutschland gemacht haben. Fünf Geburtsräume stehen uns zur Verfügung plus weitere Räume zur Vor- und Nachbetreuung.
200 bis 250 Geburtsanmeldungen haben wir im Monat, davon kommen einige bereits über die Pränataldiagnostik beziehungsweise allgemein über die Schwangerenambulanz. Seit Kurzem haben wir auch wieder eine Sprechstunde für die normale, physiologische Schwangere. Auch als Uniklinik und Maximalversorger bieten wir der physiologischen Schwangeren einen sicheren Platz für ihre Geburt.
UKB mittendrin: Wodurch zeichnet sich das UKB bei der Betreuung von Schwangeren aus?
Alice Semmler: Das ELKI ist eine Level-1-Klinik, ein Maximalversorger, d. h. wir können mit unseren Spezialisten sämtliche Fragestellungen bei möglichen Komplikationen abdecken. Wir haben dementsprechend in der Mehrzahl Frauen und Kinder, die aufgrund von u.a. schweren Grunderkrankungen, Fehlbildungen oder extremen Frühgeburten einer besonderen Unterstützung bedürfen. Zudem haben wir aber auch einen hebammengeleiteten Kreißsaal als besonderes Betreuungskonzept. Die Frauen gebären hier komplett ohne ärztliche Unterstützung ihre Kinder.
UKB mittendrin: Warum haben Sie sich für das UKB entschieden?
Alice Semmler: Ich finde den Spagat spannend, das Spannungsfeld zwischen der Normalität des hebammengeleiteten Kreißsaals und dann den oft auch „exotischen Krankheitsbildern“ eines Maximalversorgers. Das UKB bietet zudem eine gute Struktur für die Fort- und Weiterbildung für das Team. Das finde ich sehr wichtig. In kleinen Häusern kann man das natürlich nicht so leisten. Zudem habe ich einen großen Rückhalt bei der Gestaltung meines Arbeitsplatzes. Und nicht zuletzt ist das Team ein ganz tolles! In der oft schwierigen Zeit der Pandemie haben die Kolleg*innen die täglichen Herausforderungen wirklich gerockt. Wir hatten teilweise bis zu 15 Geburten am Tag. Insgesamt 3.030 Geburten im letzten Jahr zu betreuen, war eine Höchstleistung. Darauf kann das UKB und jede einzelne Beteiligte stolz sein.