Patienten haben besseren Schutz vor Blutungen, mehr Freiheit im Alltag und bessere Lebensqualität
Für einige Hämophilie A-Patienten und das Team des Hämophilie-Zentrums im Universitätsklinikum Bonn (UKB) war am 16. Juli ein ganz besonderer Tag. Denn erstmalig in Europa kam im Bonner Zentrum, das zu den größten Hämophilie-Zentren in Europa gehört, die neue Faktor-VIII-Ersatztherapie zum Einsatz. Insgesamt sechs Patienten mit einer mittelschweren bis schweren Form der Hämophilie A wurde der Faktor VIII-Gerinnungsfaktor (Efanesoctocog alfa) gespritzt, der bei nur noch einer Gabe pro Woche einen nahezu normalen Blutungsschutz für den größten Teil der Woche bieten soll. Die Therapie gilt als großer Meilenstein in der Behandlung für Bluter: der verbesserte Blutungsschutz soll ihnen bessere Gesundheit, mehr Lebensqualität und Therapiefreiheit sowie flexiblere Behandlungspläne ermöglichen. Das UKB war bei den Zulassungsstudien des neuen Faktor VIII-Gerinnungskonzentrats maßgeblich beteiligt
Benedict Stuwe, 29 Jahre, ist seit vielen Jahren Hämophilie-Patient am UKB und zeigt sich nach der ersten Behandlung mit der neuen Therapieoption sehr zufrieden: „Die Aussicht mich selbst weniger häufig intravenös spritzen zu müssen, ist eine große Erleichterung. Die Wirkdauer des Gerinnungsfaktors ist bei mir kurz, für einen optimalen Schutz vor Blutungen muss ich mein derzeitiges Medikament mehrmals die Woche spritzen. Zudem möchte ich mit dem Therapiewechsel meine Blutungsneigung weiter verringern und damit meinen bisherigen Gesundheitszustand noch für viele Jahre erhalten. Aufgrund der Hämophilie hatte ich im Kindesalter oft Gelenkblutungen, die bleibende Schäden im Knie hinterlassen haben. Das macht sich bei langen Fahrradfahrten mit leichten Schmerzen bemerkbar. Damit kann ich aber gut leben.“
Auch für Prof. Johannes Oldenburg, Direktor des Instituts für Experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin am UKB, zu dem auch das Hämophiliezentrum gehört, ist die Erstbehandlung seiner Patienten mit dem neu zugelassenen Gerinnungsfaktor bedeutsam: „Noch vor zehn Jahren hatten wir begrenzte Behandlungsmöglichkeiten für unsere Hämophilie-Patienten. In der Zwischenzeit haben sich unsere Möglichkeiten enorm weiterentwickelt, mit Hämophilie alt zu werden, ist heute sehr gut möglich. Doch nicht bei allen Erkrankten helfen die bisher bekannten Medikamente gleich gut und diese haben durch die Folgen der Erkrankungen oft große Einschränkungen in der Lebensqualität. Deshalb ist es uns als international führende Ambulanz in Europa wichtig, zur Forschung und Entwicklung von weiteren Hämophilie-Therapien beizutragen. Dass wir nun unsere Patienten als erste Betroffene in Europa mit der neuen Faktor-VIII-Ersatztherapie behandeln können, macht mich persönlich sehr glücklich.“