Gartentherapie am UKB – für mehr Ruhe, Bewegung und positive Momente
Ein Lavendelbeet duftet, Insekten summen zwischen Rosen und Kräutern und frische Radieschen sprießen in den Hochbeeten – mitten auf dem Gelände des Universitätsklinikums Bonn ist eine grüne Oase entstanden. Der neue therapeutische Garten vor der Psychiatrischen Tagesklinik bringt nicht nur Farbe ans UKB, sondern unterstützt Patient*innen aktiv auf ihrem Weg zur Genesung.
Einmal pro Woche trifft sich die Gartengruppe – begleitet von Pflegefachkräften sowie Claus Knuth, Chefgärtner im Facility Management, und Manuel Todaro, Inklusionsvertrauensperson im Gärtnerteam. Beide bringen nicht nur gärtnerisches Fachwissen mit, sondern waren auch maßgeblich an der Gestaltung des Gartens beteiligt. Die Gruppe kümmert sich um das Pflanzen von Gemüse, das Jäten von Unkraut und die Pflege der Beete – eine wertvolle Abwechslung für die Patient*innen, die hier nicht nur aktiv werden, sondern auch gemeinsam Zeit verbringen können. Das Angebot kommt gut an: „Wir hatten ursprünglich mit etwa fünf Teilnehmenden gerechnet, im Schnitt kommen aber zehn“, berichtet Ingrid Gebel, Stationsleitung der Tagesklinik.
Wie positiv die Gartentherapie wirkt, zeigt sich auch in den kurzen Stimmungsabfragen, die vor und nach jeder Einheit durchgeführt werden. „Rund 95 Prozent der Teilnehmenden geben an, dass es ihnen nach der Therapie spürbar bessergeht – das ist ein sehr klares Signal“, so Gebel. Für viele ist es besonders wohltuend, aus dem Klinikalltag auszubrechen, die Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen – und dabei selbst etwas wachsen zu sehen.
Die Gartentherapie entstand auf Initiative des Pflegeteams und durch Unterstützung der Pflegedirektion, der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie und des Facility Managements. Mithilfe einer Förderung des Prodekanats für Nachhaltigkeit der Medizinischen Fakultät wurde die Idee in die Tat umgesetzt – mit Hochbeeten, einem Lavendelbeet, einer Boulebahn, Rosen, einem Feigenbaum, Insektenhotels und einem kleinen Holzhaus. Ein ganzjähriger Pflanzplan sorgt dafür, dass die Beete kontinuierlich genutzt und gepflegt werden können.
„Die Arbeit mit Pflanzen wirkt auf mehreren Ebenen – sie verbindet Bewegung, Sinneseindrücke und soziale Interaktion ganz ohne Druck“, erklärt Joanna Bruska, Fachkrankenpflegerin für Psychiatrie. „Das sichtbare Wachstum und das eigene Zutun stärken das Gefühl der Selbstwirksamkeit und geben den Patient*innen ein Stück Kontrolle zurück. Gleichzeitig fördert die Beschäftigung mit der Natur Achtsamkeit und Entspannung – beides wichtige Faktoren für die psychische Stabilisierung.“
Auch Claus Knuth beobachtet die Wirkung regelmäßig: „Viele sind bei der Gartenarbeit plötzlich ganz bei sich. Und ich kann ihnen dabei auch einiges an praktischem Wissen mitgeben.“ Besonders freut ihn, wenn Patient*innen das Gelernte später im eigenen Garten anwenden.
Langfristig sind Erweiterungen des Projekts geplant: etwa Koch- oder Backgruppen mit frischen Zutaten aus dem Garten, kreative Anwendungen wie Lavendelkissen oder Aromatherapie sowie eine Abgabe der Ernte gegen Spende. „Wir denken das Projekt bewusst offen weiter – der Garten hat Potenzial für viele therapeutische Wege“, sagt Joanna Bruska.
Dass der Ansatz überzeugt, zeigt auch die Auszeichnung mit dem 2. Platz beim Pflegepreis des UKB im Jahr 2024.