Im Interview: Prof. Tobias Raupach
Seit Oktober 2020 leitet Prof. Tobias Raupach das neue Institut für Medizindidaktik am UKB. Der 44-jährige Kardiologe und Medizindidaktiker kommt von der Universitätsmedizin Göttingen und möchte in Bonn die digitalgestützte Lehre voranbringen.
Warum haben Sie sich für das UKB entschieden?
Am UKB besteht viel Dynamik und ein großes Interesse daran, die Lehre weiterzuentwickeln. Die Bedingungen, um hier Lehrinnovationen voranzutreiben, sind ungleich besser als an vielen anderen Standorten. Zudem ist das Umfeld hier sehr kooperativ und fruchtbar.
Was ist Ihnen in Ihrer Arbeit wichtig?
Ich bin sehr interessiert an Kooperationen und offen für neue Impulse. So habe ich beispielsweise bei meinen Forschungsaufenthalten am University College London viel mit Psycholog*innen zusammengearbeitet und das war für beide Seiten ein Gewinn. Gerade die Medizindidaktik eignet sich für einen solchen interdisziplinären Ansatz sehr gut. Außerdem ist mir wichtig, wissenschaftlich auf hohem Niveau zu arbeiten. Wir wollen die Lehre auf Grundlage lernpsychologischer Erkenntnisse weiterentwickeln.
Welche Ziele haben Sie als Institutsleiter?
Im Moment ist mein wichtigstes Ziel, ein gutes Team aufzubauen, das Studierenden und Lehrenden auf dem Venusberg mit Rat und Tat zur Seite steht. Zugleich möchte ich Kooperationen aufbauen und Drittmittel für Projekte einwerben, die nicht nur die Lehre selbst, sondern auch die Lehrforschung in der Medizin voranbringen.
Einen besonderen Schwerpunkt bilden hierbei digitalgestützte Lehrformate. In den elektronischen Fallseminaren, die ich hier bereits im Wintersemester etabliert habe, trainieren Studierende anhand realer Fallgeschichten, die mit kleinen Verständnisfragen gespickt sind, das klinische Denken. Die offenen Fragen regen dazu an, sich über die Inhalte Gedanken zu machen und nicht einfach nur die richtige Antwort zu finden.
Außerdem entwickeln wir zurzeit eine virtuelle Notaufnahme, in der die Studierenden in die Rolle der Ärztin oder des Arztes schlüpfen können und gleichzeitig mehrere Patient*innen versorgen müssen. Die Entwicklung wird im Rahmen einer deutschlandweiten Kooperation vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert. Wir erhoffen uns davon neue Impulse für die patientenbezogene Lehre – vor allem in Zeiten der Pandemie, in der Präsenzunterricht nur schwer umsetzbar ist. Insgesamt verfolgen wir das Ziel, in Bonn eine ganz spezifische Expertise für die Entwicklung von Serious Games in der Medizin aufzubauen.
Schließlich möchte ich gerne dazu beitragen, die Evaluation der Lehre so weiterzuentwickeln, dass wir nicht nur die Zufriedenheit der Studierenden messen, sondern auch untersuchen, was die Studierenden wirklich gelernt haben.
Was tun Sie, wenn Sie gerade nicht forschen?
Mir ist eine gute Balance zwischen dem Job und meiner Familie sehr wichtig. Meine weitere Leidenschaft ist die Musik, vor allem Nu Jazz. Ich spiele Gitarre, Schlagzeug, Klavier und Bass.