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Dunkel Hell

Ein Blick in die Zukunft der Netzhautforschung

Das Forschungsprojekt PACETherapy2 wird vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt für zwei weitere Jahre mit mehr als zwei Millionen Euro gefördert, davon allein 240.000 Euro an die Augenklinik des UKB. Ziel des Projekts ist es, besser zu verstehen, warum Zellen in der Netzhaut bei degenerativen Erkrankungen ihren Platz verlieren – und wie sich dieser Prozess therapeutisch beeinflussen lässt. Die Augenklinik des UKB ist dabei maßgeblich beteiligt. Ukbmittendrin hat mit Prof. Thomas Ach, Leitendem Oberarzt und stellvertretendem Klinikdirektor der Augenklinik des UKB, gesprochen, der das Projektteam in Bonn wissenschaftlich mitführt.

UKBmittendrin: Herr Professor Ach, warum ist PACETherapy2 für die Augenklinik des UKB ein so bedeutendes Projekt?


Prof. Ach: Das Projekt fügt sich perfekt in unseren Forschungsschwerpunkt zur altersbedingten Makuladegeneration ein. Genau bei diesen Patientinnen und Patienten beginnen sehr frühe Zellveränderungen, die wir besser verstehen möchten. Gemeinsam mit unseren Partnern der Technischen Universität Dresden, der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der Universitätsmedizin Greifswald untersuchen wir, warum Zellen aus ihrem Gewebeverband gedrängt werden – und welche Folgen das hat. Die bisherigen Ergebnisse waren so vielversprechend, dass das Ministerium uns eine Fortsetzung der Förderung bewilligt hat.

UKBmittendrin: Was bedeutet diese Forschung ganz konkret für Patientinnen und Patienten?


Prof. Ach: Wenn wir die grundlegenden Ursachen des Zellverlustes identifizieren, eröffnet das langfristig völlig neue therapeutische Perspektiven. Wir hoffen, Alterungsprozesse in der Netzhaut zu verlangsamen oder krankhafte Entwicklungen im besten Fall verhindern zu können. Gerade bei Erkrankungen wie der AMD, die schleichend beginnt, wäre ein früher Eingriff ein enorm wichtiger Schritt.

UKBmittendrin: Welche Rolle spielen die modernen Untersuchungsmethoden am UKB dabei?


Prof. Ach: Eine sehr große. Wir können heute mit hochaufgelöster Bildgebung fast einzelne Zellen der äußeren Netzhaut sichtbar machen und Veränderungen über die Zeit hinweg beobachten. Diese klinischen Daten verbinden wir mit Laborergebnissen aus der Zellbiologie, Biophysik und Mechanobiologie. Genau dieses Zusammenspiel macht PACETherapy2 so wertvoll: Wir bringen Grundlagenforschung und klinische Realität eng zusammen.

UKBmittendrin: Wie könnte sich dieses Wissen auf zukünftige Therapien auswirken?


Prof. Ach: Wenn wir verstehen, an welchen Stellen die Prozesse aus dem Gleichgewicht geraten, können zukünftige Behandlungen viel früher ansetzen. Ziel ist es, schon zu Beginn einer Erkrankung gegenzusteuern – bevor dauerhaft Zellen verloren gehen und Gewebe zerstört wird. Das könnte die Entwicklung von Narben und irreversiblen Sehschäden deutlich hinauszögern.

UKBmittendrin: Warum verlieren Zellen überhaupt ihren Platz – und warum wird das krankhaft?


Prof. Ach: Ein gewisser Zellumsatz ist völlig normal: Der Körper entfernt alternde oder geschädigte Zellen aus dem Gewebeverband. Problematisch wird es, wenn dieser Prozess überaktiv wird. Bei degenerativen Netzhauterkrankungen wie der AMD beobachten wir genau das. Zellen werden zu häufig verdrängt, wodurch größere Areale geschädigt werden. Das führt letztlich zu Sehverlust. Diese Fehlsteuerung zu verstehen, ist einer der zentralen Schlüssel unseres Projekts.

UKBmittendrin: Welche Perspektiven eröffnet die verlängerte Förderung für die Forschung in Bonn?


Prof. Ach: Sie stärkt den Standort ganz erheblich. Die Augenklinik des UKB gehört zu den führenden Einrichtungen in Deutschland im Bereich der Netzhautforschung. Mit PACETherapy2 können wir unsere Expertise weiter vertiefen und die Mechanismen degenerativer Veränderungen noch präziser erforschen. Die zusätzliche Förderung setzt ein klares Zeichen für die Qualität unserer Arbeit – und ermöglicht uns, den Weg in Richtung klinisch nutzbarer Diagnostik- und Therapieansätze weiterzugehen.

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