Etwa jeder zweite Mensch leidet mindestens einmal pro Jahr an Kopfschmerzen
Am 5. September findet der Weltkopfschmerztag statt – ein Aktionstag, der auf eine der häufigsten Volkskrankheiten aufmerksam macht. Etwa jeder zweite Mensch leidet mindestens einmal pro Jahr an Kopfschmerzen, rund 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung sind von Migräne betroffen. Kopfschmerzen gehören damit zu den größten gesundheitlichen Belastungen weltweit und beeinträchtigen nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch Alltag, Beruf und soziale Teilhabe. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von genetischen Faktoren über Stress und Schlafmangel bis hin zu sekundären Auslösern wie Infekten oder Bluthochdruck. Gleichzeitig hat die moderne Kopfschmerzmedizin große Fortschritte gemacht – von neuen Medikamenten über nicht-medikamentöse Verfahren bis hin zu personalisierten Therapieansätzen.
„Etwa jeder Zweite leidet mindestens einmal im Jahr an Kopfschmerzen, Migräne betrifft rund 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung“, erklärt Dr. Christopher Bogs, Leiter der Kopfschmerzambulanz der Klinik für Vaskuläre Neurologie des UKB. „Das Gehirn selbst empfindet keinen Schmerz – aber Blutgefäße, Nerven und Hirnhäute sind sehr empfindlich. Zudem spielen sogenannte Schmerzgeneratoren im Hirnstamm eine zentrale Rolle, insbesondere bei Migräne. Verstärkt wird das Ganze durch unseren modernen Lebensstil: zu viel Bildschirmzeit, Schlafmangel und Bewegungsmangel.“
Auch Prof. Jaroslaw Maciaczyk, Leiter der Sektion Stereotaxie und funktionelle Neurochirurgie an der Klinik für Neurochirurgie des UKB, betont die Vielschichtigkeit: „Wir unterscheiden primäre Kopfschmerzen – wie Spannungskopfschmerzen, Migräne oder Clusterkopfschmerzen – von sekundären, die Folge einer anderen Erkrankung sind. Clusterkopfschmerzen gehören zu den heftigsten Schmerzattacken überhaupt und treten oft in Serien auf. Sekundäre Kopfschmerzen können hingegen durch Infekte, Bluthochdruck, Kopfverletzungen oder als Nebenwirkung von Medikamenten entstehen.“

Vorbeugung und Behandlung spielen in der modernen Medizin eine zentrale Rolle. „Prävention ist entscheidend: viel trinken, regelmäßiger und erholsamer Schlaf, Bewegung, Pausen bei Bildschirmarbeit und Stressabbau helfen enorm“, so Dr. Bogs. Bei akuten Attacken helfen klassische Schmerzmittel oder – bei Migräne – spezielle Substanzen wie Triptane. „Bei häufigen Anfällen setzen wir zusätzlich moderne Antikörpertherapien oder auch nicht-medikamentöse Verfahren wie Biofeedback oder Entspannungstechniken ein. Wichtig ist, dass jede Behandlung individuell zugeschnitten wird, ein Kopfschmerztagebuch kann dabei helfen, Auslöser besser zu erkennen“, ergänzt Prof. Maciaczyk.
Auch die Forschung entwickelt sich rasant weiter. „CGRP-gerichtete Therapien, wie Antikörper und Gepante, haben sich als wirksame Standardtherapie etabliert“, sagt Dr. Bogs. Darüber hinaus werden neue Zielstrukturen wie das Neuropeptid PACAP erforscht, während künstliche Intelligenz helfen kann, Migräneattacken vorherzusagen. „Spannend sind auch neuromodulative Verfahren, etwa minimal-invasive Nervenstimulation, die Kopfschmerzattacken lindern können. Langfristig zielt die Forschung auf personalisierte Therapien ab, die auf genetischen und klinischen Daten basieren“, erklärt Prof. Maciaczyk.
Weitere Informationen gibt es am 8. Oktober von 17:00 bis 19:30 Uhr bei der Patientenveranstaltung „Kopf hoch! Moderne, interdisziplinäre Behandlungsmethoden bei chronischen Kopf- und Gesichtsschmerzen“. Die Experten laden Interessierte in den Seminarraum Epileptologie, Gebäude C83 am UKB, ein oder zur Teilnahme über Zoom: https://eu01web.zoom.us/j/64128510609?pwd=UavUMDmxJNaDHqXM2a3tNgSnHrJiT3.1&utm_source=chatgpt.com#success