Spannende Einblicke in eher verborgene Berufsalltage am UKB
Mit dem Aufzug geht es heute in das achte Obergeschoss des Bettenhaus 1, in dem sich auch das Notfallzentrum befindet. Über den Rhein bis hin zum Siebengebirge reicht der Panoramablick in 32 Metern Höhe auf der beheizbaren Landeplattform. Wir befinden uns jetzt in der „Luftaufsichtsstelle“, einem Raum mit vielen Glasscheiben und Blick auf den Hubschrauberlandeplatz.
„Immer, wenn ein Helikopter landet oder startet“, erklärt Dominik Rudolf, Leiter der Luftraumverwaltung und der Telefonzentrale vom GB 6, „muss jemand vor Ort sein, der das begleitet, denn Hubschrauber sind besonders bei Landungen und bei Starts empfindlich. Die Begleitung übernehmen fast immer Kollegen unserer Werkfeuerwehr und damit sind wir gegenüber vielen anderen Klinika richtig luxuriös ausgestattet“, erklärt er dankbar und auch ein bisschen stolz. „So haben wir im Brandfall direkt Profis vor Ort.“
Dann zeigt er uns die Ausstattung des Raums: „Mit diesem Panel wird die Beleuchtung, also die ‚Landeplatzbefeuerung‘, ein- und ausgeschaltet. Hier befinden sich die Joysticks, mit denen zwei Löschkanonen bedient werden können, deren Löschschaumgemisch aus zwei 2.500-Liter-Behältern kommt.“
Auch wenn es bei Patient*innen, die mit dem Helikopter gebracht werden, immer sehr eilig ist, so muss das medizinische Personal doch immer warten, bis die Rotoren vollkommen zum Stillstand gekommen sind. „Die Gefahr, dass sich ein Hubschrauber auch nach der unmittelbaren Landung noch ein bisschen bewegt und man in den Heckrotor geraten könnte, ist zu groß“, erklärt Rudolf weiter.
„Insgesamt haben wir mit unserem Hubschrauberlandeplatz eine echte Hightech-Ausstattung. Die Landeplattform kann beheizt werden, so dass sie im Winter nicht vereist. Darüber hinaus messen etwa Sensoren die Windgeschwindigkeiten, was für die Piloten sehr hilfreich ist.“
Nun geht es hinaus auf die Landeplattform und der Ausblick ist überwältigend. Ein bisschen mulmig fühlt es sich an, dass um die kreisrunde Plattform keine Umzäunung ist – einzig ein Netz dient als zusätzliche Absicherung.
Wenn ein*e Notfallpatient*in gebracht wird, steht im INZ direkt ein vorbereiteter Schockraum zur Verfügung. Bei den Aufzügen kann eine Vorzugsfahrt angefordert werden, durch die ein Fahrstuhl direkt nach oben kommt und auch bleibt, bis ein neues Ziel im Gebäude angewählt wird. Auf diese Weise ist gewährleistet, dass die Notfallpatient*innen schnellstmöglich in die Behandlungsräume gebracht werden können und keine kostbaren Minuten verloren gehen.
Mit der Nummer 11000 häufig die erste Anlaufstelle
Wir sind inzwischen im Versorgungszentrum im Gebäude 50 angekommen. Dominik Rudolf, der ja auch für die Telefonzentrale verantwortlich ist, führt uns durch eine Doppeltür in ein offen und modern wirkendes Großraumbüro mit Schall schluckendem Mobiliar. Im Eingangsbereich begrüßen uns direkt mehrere Mitarbeiterinnen der Telefonzentrale sehr herzlich, andere sind mit ihren Headsets konzentriert in Telefonate vertieft und blicken auf ihre vielen Bildschirme.
„Hier in der Telefonzentrale nehmen wir täglich rund 700 bis 800 Gespräche an – manchmal kann das auch deutlich mehr werden“, erklärt der Leiter der Telefonzentrale. Neben den Anrufen von außerhalb, bei denen es sich zumeist um Patient*innen, Angehörige, Krankenhäuser, Arztpraxen oder Firmen handelt, besteht ein wichtiger Teil der Arbeit auch in der Aufnahme von Tickets und Schadensmeldungen aller Art. „Sobald UKB-Mitarbeitende ein Problem mit der Technik, der IT, der Abfallwirtschaft oder medizinischen Geräten haben, sind wir mit der Nummer 11000 die erste Anlaufstelle“, erläutert er weiter. „Wir wissen natürlich, dass keiner gerne in einer Warteschlange sein möchte und viele Probleme auch sehr eilig sind. Deswegen freuen wir uns, mittlerweile, eine nahezu 100-prozentige Erreichbarkeit zu gewährleisten, bei der niemand auflegen muss, weil es zu lange dauert. Problematisch wird es immer dann, wenn viele Anrufe gleichzeitig eingehen, was natürlich keiner vorhersagen kann. Einerseits wollen wir dem aktuellen Anrufer so viel Zeit und Service wie möglich entgegenbringen, andererseits müssen wir die Wartenden im Blick behalten“, sagt Dominik Rudolf, während er uns durch die Räumlichkeiten führt. Auch andere sehr wichtige Fachbereiche, wie die SGT und das Parkraum- und Mobilitätsmanagement haben hier ihre Plätze, so dass es mitunter ein geschäftiges Treiben gibt.
Vorteilhaft ist hier vor allem, dass die Telefonzentrale kurze Meldewege hat. Auf diese Weise kann schnell gehandelt werden, wenn Havarien gemeldet werden oder ein Ticket zu lange dauern würde.
Ob denn auch schwierige Anrufe kommen, etwa von Angehörigen eines Patienten, der vielleicht sogar mit dem Hubschrauber notfallmäßig gebracht werden musste, wollen wir wissen. „Das kommt natürlich häufig vor – viele Angehörige rufen verzweifelt und voller Sorgen bei uns an. Da gilt es immer wieder, mit viel Fingerspitzen- und Mitgefühl an ein Gespräch zu gehen. Grundsätzlich geben wir zu medizinischen Details natürlich keine Auskunft und leiten Anfragen an das Notfallzentrum oder eine Bettenstation weiter“.
Viel Fingerspitzen- und Mitgefühl in der Telefonzentrale
Sylvia Hartmann arbeitet schon seit 36 Jahren in der Telefonzentrale am UKB und hat in dieser Zeit schon einiges miterlebt. Während eines Nachtdiensts Anfang der 90er Jahre ereignete sich ein Erdbeben, erinnert sie sich. „Auf einem Regal im Raum standen mehrere russische Puppen und die fielen plötzlich alle runter. Stühle rutschten durch den Raum. Und dann stand das Telefon nicht mehr still. Alle wollten wissen, was passiert war“, erzählt Sylvia Hartmann. Auch heute noch ist die Telefonzentrale die zentrale Anlaufstelle für viele, wenn etwas passiert. Ein Erdbeben ist seitdem glücklicherweise nicht mehr dabei gewesen.
Hubschrauberlandeplatz hat vier Sektoren
Im Büro von Dominik Rudolf hängen mehrere Karten vom Gelände des UKB. Auf einem großen Lageplan sind lila gefärbte „Strahlen“ zu sehen.
„Hier sind wir wieder beim Thema Hubschrauberlandeplatz“, lächelt er. Die lila Bereiche stellen Lande- und Abflugsektoren dar, von denen unser Platz vier hat. Zwei bilden das vorgeschriebene Minimum für den Betrieb des Landeplatzes. Kritisch wird es immer dann, wenn etwa Kräne für einen bestimmten Zeitraum innerhalb der Bereiche dieser Ab- und Landesektoren aufgebaut werden, von denen wir bei unserer regen Bautätigkeit auf dem Gelände des UKB ja reichlich haben. Dann muss in Zusammenarbeit mit der Bezirksregierung entschieden werden, ob Sektoren gesperrt werden, was den Pilot*innen dann über die Deutsche Flugsicherung mitgeteilt wird. Zurzeit ist wegen der Baustelle für das neue Herzzentrum ein Sektor in südöstlicher Richtung gesperrt. „Hier machen die Hubschrauber also einen großen Bogen herum“, zeigt uns Dominik auf dem Lageplan. „Wenn Kräne aufgestellt werden müssen, braucht es zunächst eine Genehmigung durch den GB 6 und die Bezirksregierung“.
Zwischenzeitlich ist ein schwieriger Anruf in der Telefonzentrale eingegangen. Eine Angehörige eines Patienten, der einen Autounfall erlitten hat, ist am Telefon und braucht Betreuung.
„Für solche Fälle sind wir mit allen möglichen Kontaktdaten und Dienstplänen ausgestattet, etwa mit täglich gemeldeten Bereitschaften von Seelsorgern aller Konfessionen oder der KKI, der Klinischen Krisenintervention des UKB. Sofort wird eine Mitarbeiterin der KKI, die dieser überaus wichtigen Aufgabe übrigens ehrenamtlich nachgeht und ansonsten in einem anderen Beruf in Vollzeit am UKB tätig ist, verständigt. Die Mitarbeiterin der Telefonzentrale schildert der Kollegin vom KKI den aktuellen Fall, worauf diese die Angehörige zurückrufen und sich um sie kümmern wird.
Während uns Sylvia Hartmann und Nejla Bugdaci, Mitarbeiterinnen der Telefonzentrale, gerade die Software zeigen, anhand derer etwa gesehen werden kann, wie viele Gespräche aktuell noch in der Warteschleife sind, ist lautes Getöse zu hören.
Ein Rettungshubschrauber befindet sich im Anflug und braust über das Gebäude 50 hinweg.