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Dunkel Hell

Ist Corona im Abwasser systematisch nachweisbar?

Hierzu forscht das UKB zusammen mit der Stadt Bonn derzeit im Rahmen eines EU-geförderten Pilotprojektes

Das Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit (IHPH, Institut für Hygiene und Public Health) des UKB nimmt zusammen mit dem Tiefbauamt und dem Bonner Gesundheitsamt an einem EU-geförderten Pilotprojekt (ESI-CorA) teil.
Ziel des Projektes ist es zu klären, ob Abwasser in Zukunft systematisch auf SARS-CoV-2 (Coronavirus) untersucht werden kann. Denn über Stuhl und andere Ausscheidungen von infizierten Personen gelangt das Coronavirus in die Kanalisation. 

„Mit der Studie erhoffen wir uns in Kombination mit mikrogeografischen Analysen des GeoHealth Centers, welches am Hygieneinstitut angesiedelt ist, fundierte Ergebnisse in Richtung Zuverlässigkeit und Genauigkeit des Abwassermonitorings für SARS-CoV-2 und andere Infektionskrankheiten. Man stelle sich ein entsprechendes Abwasserüberwachungs- und Frühwarnsystem vor. Idealerweise könnte man zeitig Maßnahmen einleiten, um Infektionskrankheiten in der Bevölkerung entgegen zu wirken“, so Prof. Nico T. Mutters, Direktor des Hygieneinstituts am UKB. 

Bonn ist einer von 20 Pilotstandorten in ausgewählten Kommunen in Deutschland. Während der Pilotphase ab März 2022 werden zweimal pro Woche Abwasserproben genommen und untersucht. Dabei sind in Bonn die unterschiedlichen Einzugsgebiete des Klärwerkes Salierweg – ein Zulauf enthält Abwässer mehrerer Krankenhäuser im Stadtgebiet, der andere Zufluss die restlichen Abwässer ohne klinischen Einfluss – von besonderem Vorteil. So können über das Abwasser Beziehungen zwischen mit SARS-CoV-2 infizierten Patient*innen der Kliniken und dem generellen Infektionsgeschehen in der Bevölkerung hergestellt werden, so die Hoffnung der Wissenschaftler*innen. Zusätzlich können durch Analysen am Hygieneinstitut demographische, soziale und ökonomische Aspekte der unterschiedlichen Stadtviertel mit einbezogen werden.

Die Situation der Abwasserentsorgung in Bonn mit getrennten Zuläufen von Abwässern aus Krankenhäusern und Abwässern aus Wohngebieten ergibt dabei eine einzigartige Chance, Corona-Inzidenzen und Hospitalisierungsraten in Korrelation zu den Abwasseruntersuchungen zu setzen. Die Coronavirus-Meldedaten des Gesundheitsamtes in Verbindung mit sozio-ökonomischen Daten können für die Einzugsgebiete der Kläranlage Salierweg anonymisiert ausgewertet werden. Diese Informationen können den Ergebnissen der Abwasseruntersuchungen gegenübergestellt werden, um eine Relation der Virenlast im Abwasser mit dem Infektionsgeschehen zu verdeutlichen. 

Zum Hintergrund

Die EU-Kommission hat den Mitgliedsstaaten am 17. März 2021 empfohlen, ein Monitoring von SARS-CoV-2 im Abwasser zu etablieren, um die Verbreitung von Coronaviren frühzeitiger zu erkennen. Zur Umsetzung der Empfehlung werden zunächst in einem Modellvorhaben ab dem Jahr 2022 durch die Bundesregierung mit Hilfe von EU-Mitteln kommunale Pilotstandorte gefördert. 

Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU), das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) treiben seit Ende März 2021 die Umsetzung der Empfehlung der EU-Kommission federführend voran. Die zuständigen Landesministerien haben Bonn als besonders geeignet für einen Modellstandort in Nordrhein-Westfalen eingestuft.

Die Stadt Bonn hatte sich bereits zwischen Oktober und Dezember 2020 an einem bundesweiten Vorhaben über den Nachweis von Corona-Viren im Abwasser beteiligt. Für das Projekt des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ), der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) und der TU Dresden war das Abwasser aus der rechtsrheinischen Kläranlage Beuel und der linksrheinischen Kläranlage Salierweg untersucht worden. Hierzu hatten die Kläranlagen 24-Stunden-Mischproben und Primärschlamm von fünf Tagen je Woche dem UFZ zur Verfügung gestellt. In fast allen Proben war das Virenerbgut nachgewiesen worden.

Interview mit Prof. Nico T. Mutters, Direktor des Hygieneinstituts am UKB

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