Frühe Kinetik des Entzündungsmarkers C-reaktiven Protein (CRP) ist ein einfach zu testender, kosteneffizienter und nicht-invasiver Biomarker für das Ansprechen auf Immun-Checkpoint-Inhibitoren
Immuncheckpoints verhindern, dass das Immunsystem körpereigene Zellen angreift. Doch auch Tumorzellen nutzen diese, um den Angriffen durch das Immunsystem zu entkommen. Immun-Checkpoint-Inhibitoren (ICI) blockieren gezielt die Immuncheckpoints und triggern so eine Abwehrreaktion des Immunsystems auf das Tumorgewebe. Statische Biomarker im Tumorgewebe wie das Membranprotein PD-L1 können das Ansprechen auf einen ICI häufig nicht robust vorherzusagen. Daher rücken sogenannte longitudinale Biomarker in den Fokus der Immunonkologie, die Therapie-assoziierte Veränderungen unmittelbar nach Start der Immuntherapie messen. „Aus klinischer Sicht ist eine schnelle Unterscheidung zwischen Behandlungserfolg und -misserfolg wichtig, um therapiebedingte Toxizität zu vermeiden und um eine frühzeitige Umstellung auf wirksamere Therapien zu ermöglichen“, sagt Dr. Niklas Klümper, Assistenzarzt der Klinik für Urologie und Arbeitsgruppenleiter im Institut für Experimentelle Onkologie am UKB.
Ein gutes Beispiel für einen einfachen Biomarker ist die frühe Kinetik des CRP, ein in der Leber gebildetes Plasmaprotein und in der Klinik standardmäßig eingesetzter Entzündungsparameter. „Wir konnten kürzlich zeigen, dass das CRP-Flare-Response-Phänomen, das durch einen frühen CRP-Anstieg nach Beginn der Immuntherapie mit anschließendem Absinken unter den Ausgangswert definiert ist, das Ansprechen auf die ICI tumorunabhängig, nämlich im metastasiertem Nierenzellkarzinom, Urothelkarzinom und nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC), vorhersagen kann“, erklärt Dr. Klümper. „Doch bislang wurde dieses Phänomen noch nicht in einer klinischen Phase-3-Studie validiert, was vor einer breiten Anwendung in der klinischen Praxis erforderlich ist.“
In der jetzt vorliegenden Publikation konnten die Bonner Forscher um Dr. Jonas Saal, Assistenzarzt Medizinische Klinik III am UKB, und Dr. Klümper nun erstmalig den prädiktiven Wert der CRP-Flare-Response-Kinetik in der zulassungsrelevanten Phase-3-Studie OAK (NCT02008227) bestätigen, in der Atezolizumab, ein Immun-Checkpoint-Inhibitor, mit einer konventionellen Chemotherapie mit Docetaxel bei Patienten mit NSCLC verglichen wurde. Bemerkenswert ist, dass das CRP-Flare-Response-Phänomen nur bei Patient*innen, die mit der Atezolizumab behandelt wurden, mit dem Therapieansprechen assoziiert war. Daraus schlussfolgern die Autoren, dass es sich um ein immuntherapiespezifisches Phänomen handelt. „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir zum ersten Mal den hohen Vorhersagewert der frühen CRP-Kinetik in einer zulassungsrelevanten Phase-3-Studie validieren konnten. Die frühe CRP-Kinetik kann bereits sechs Wochen nach Therapiestart und daher vor dem ersten radiologischen Staging, also einer Einschätzung des Ausmaßes der Krebserkrankung, wichtige Informationen zum Therapieansprechen liefern. Unsere Daten unterstützen daher den breiten Einsatz dieses kosteneffektiven und einfach zu implementierenden Biomarkers zur Optimierung der Therapieüberwachung bei zu behandelnden Personen unter Immuntherapie“, sagt Dr. Saal.
Hier geht es zur Publikation:
Early C-reactive protein kinetics predicts immunotherapy response in non-small cell lung cancer in the phase III OAK trial | JNCI Cancer Spectrum | Oxford Academic (oup.com)