Erstmals wurde an der Medizinischen Fakultät Bonn eine Bachelorarbeit in der Hebammenwissenschaft eingereicht – ein wichtiger Meilenstein für den 2021 in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Bonn (UKB) eingeführten dualen Studiengang.
Plötzlicher Kindstod (SIDS): In der ersten in Bonn eingereichten Bachelorarbeit in der Hebammenwissenschaft beschäftig sich Elena Hecker mit dem unerwarteten und plötzlichen Tod eines Säuglings ohne erkennbare oder ermittelte Todesursache. Sie hat die aktuelle deutsche Leitlinie zur Prävention von SIDS mit den aktuellen Evidenzen, also dem empirisch erbrachten Nutzen, verglichen. Über das Hebammenstudium sowie Motivation und Zukunftspläne sprach die zukünftige Hebamme mit UKBmittendrin:
Was war Ihre Motivation, Frau Hecker, sich in Ihrer Bachelor-Arbeit mit dem Thema Plötzlicher Kindstod zu befassen?
Elena Hecker: „Mit der Empfehlung gegen das Bed-Sharing, also das Schlafen mit dem Säugling in einem Bett, haben es nach meiner Erfahrung viele frisch gewordenen Eltern schwer. An der Uni habe ich gelernt, dass diese Praktik in einigen Ländern sogar empfohlen wird, beziehungsweise Bestandteil der Leitlinien ist. Ich wollte daher herausarbeiten, wie die aktuellen Erkenntnisse zu dieser Thematik sind.“
Warum haben Sie den Beruf der Hebamme ergriffen?
Elena Hecker: „Der Beruf der Hebamme ist ein ganz besonderer und einzigartiger Beruf. Meine Mutter, die Kinderkrankenschwester ist, spricht bis heute an allen unseren Geburtstagen von ihrer Hebamme. Daher war der Beruf schon sehr früh präsent in meinem Leben. Er bietet auch viele Möglichkeiten. Ich kann unter anderem bei Geburten dabei sein – meiner Meinung nach, einem der schönsten Momente im Leben von Familien. Es war definitiv eine der besten Entscheidungen meines Lebens.“
Was hat Ihnen während Ihres Studiums besonders gut gefallen?
Elena Hecker: „Ich liebe es Geburten zu begleiten und das hat mir während meines Studiums auch am meisten Spaß gemacht. Die schönste Zeit war denke ich mein außerklinischer Einsatz im Geburtshaus. Außerdem war es toll, die eigene Entwicklung zu beobachten, wie man immer sicherer wurde und sich einbringen konnte. Die Skills Labs in der Uni haben auch Spaß gemacht und waren für das Selbstbewusstsein im realen Setting besonders wichtig.“
Was halten Sie davon, dass es neuerdings ein Studiengang ist und nicht mehr ein Ausbildungsberuf?
Elena Hecker: „Grundsätzlich halte ich viel davon, auch wenn man nicht vergessen sollte, dass die Hebammentätigkeit ein Handwerk ist. Ich finde es wichtig, dass die Arbeit von Hebammen gemeinsam mit Erfahrungswissen, wissenschaftlich fundiert erfolgt. Außerdem finde ich es gut, dass der Beruf durch das Studium mehr Anerkennung bekommt. Trotzdem sollte die Zulassung nicht über den NC, sondern über Bewerbungsgespräche erfolgen, da man als Hebamme einfach viele soziale Kompetenzen braucht. Schließlich sind Hebammen Fachpersonen, egal ob studiert oder ausgebildet.“
Jetzt zurück auf Anfang: Was ist das für ein Gefühl, die Bachelor-Arbeit fertiggestellt zu haben?
Elena Hecker: „Ich bin erleichtert meine Bachelorarbeit fertig gestellt zu haben und froh, dass ich mich jetzt auf die staatlichen Prüfungen konzentrieren kann.“
Was planen Sie für Ihre berufliche Zukunft?
Elena Hecker: „Zunächst werde ich ab Oktober in einem Kreißsaal Geburten begleiten und dann zeitnah zwischen Wochenbettstation und Kreißsaal rotieren. Ich kann mir vorstellen später zusätzlich auch freiberuflich Schwangeren- und Wochenbettbetreuungen zu machen. Außerdem würde ich mich gerne noch weiterbilden – beispielsweise in Akupunktur. Mal schauen, wohin der Weg geht, man hat ja wie schon erwähnt als Hebamme viele Möglichkeiten.
„Es ist aufregend, bald Hebamme zu sein!“
Nach acht Semestern im Kreiß- und Hörsaal steht der erste Bonner Jahrgang der Hebammenwissenschaft nun kurz vor dem Abschluss. Mit dem Bestehen der letzten Prüfung erwerben die Studierenden nicht nur die akademische Qualifikation Bachelor of Science, sondern auch die Berufszulassung als staatlich geprüfte Hebamme.
„Die Abgabe der ersten Bachelorarbeit in der Hebammenwissenschaft ist etwas Besonderes“, betont Prof. Bernd Weber, Dekan der Medizinischen Fakultät und komm. Vorstandsvorsitzender des UKB, und hebt die zunehmende wissenschaftliche Bedeutung des Fachgebiets hervor, „durch fundierte Forschung und evidenzbasierte Praxis leistet die Hebammenwissenschaft einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheit von Müttern und Kindern.“
Auch Studiendekan Prof. Bernd Pötzsch unterstreicht: „Die erste eingereichte Bachelorarbeit ist ein sichtbares Zeichen für die erfolgreiche Etablierung des Studiengangs und die Relevanz als eigenständige, akademische Disziplin.“
Der Pflegedirektor des UKB Alexander Pröbstl und die Medizinische Fakultät gratulieren Elena Hecker zur Abgabe der Bachelorarbeit und wünschen allen Studierenden des ersten Abschlussjahrgangs Hebammenwissenschaft viel Erfolg für die letzte Prüfung.
Infos rund um den Studiengang Hebammenwissenschaft gib es hier: https://www.medfak.uni-bonn.de/de/studium-lehre/studienangebot/hebammenwissenschaft