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Dunkel Hell

Jutta Roßberg über berufliche Entwicklung, gute Führung und den Wert gelebten Teamgeists

Seit Jahrzehnten arbeitet Jutta Roßberg mit Leidenschaft in der Pflege – und hat sich am UKB stetig weiterentwickelt: von der Auszubildenden zur Wundtherapeutin, Praxisanleiterin und Leitungskraft. Im Interview spricht sie über prägende Vorbilder, Generationen im Team und darüber, warum man in der Pflege nie aufhören sollte, neugierig zu bleiben.

UKBmittendrin: Seit wann sind Sie am UKB tätig und wie sind Sie damals zur Pflege gekommen?

Roßberg: Eigentlich wollte ich gar keine Krankenschwester werden. Mein Plan war es, Physiotherapeutin zu werden, aber den Ausbildungsplatz konnte ich erst mit 18 beginnen – und so lange wollte ich nicht warten. Um die Zeit zu überbrücken, habe ich ein FSJ gemacht. Das hat mir so gut gefallen, dass ich schließlich überlegt habe, kurzfristig doch eine Ausbildung in der Pflege zu beginnen. Nach einem persönlichen Gespräch bekam ich ohne schriftliche Bewerbung die Zusage – eine Entscheidung, die ich bis heute nie bereut habe.

Während der Ausbildung habe ich die unterschiedlichsten Stationen kennengelernt und schnell gemerkt, dass die Chirurgie „meins“ ist. Dort gab es viel Abwechslung durch regelmäßige Rotationen, sodass ich nie Langeweile empfand. Immer wieder kamen neue Herausforderungen, die auch Fort- und Weiterbildungen nötig machten. So wurde ich schließlich eine der wenigen Wundtherapeutinnen am UKB – ein Bereich, der bis heute mein Herzblut ist.

UKBmittendrin: Welche Stationen haben Sie im Lauf Ihrer Karriere am UKB durchlaufen, und woran denken Sie besonders gerne zurück?

Roßberg: Für die Wundversorgung habe ich zunächst einen Basiskurs absolviert und anschließend eine anderthalbjährige Weiterbildung zur Wundtherapeutin. Dazu kamen der Stationsleitungskurs sowie die Qualifikation als Praxisanleiterin. Ein Studium in der Pflege war damals noch nicht so vielfältig wie heute – es gab im Wesentlichen nur Pflegemanagement oder Pädagogik, was mich nicht reizte. Ich habe meinen Weg in der Kombination aus Leitung, pädagogischer Arbeit und fachlicher Spezialisierung gefunden – eine Mischung, die mir bis heute große Freude bereitet.

UKBmittendrin: Ist es üblich, dass man sich am UKB so entwickeln kann – oder hatten Sie Glück mit dem Rotationssystem in der Chirurgie?

Roßberg: Am UKB gibt es grundsätzlich viele Möglichkeiten, sich zu entwickeln. Wer das Fachgebiet wechseln möchte, kann unkompliziert Versetzungsanträge stellen. Außerdem werden zahlreiche Fachweiterbildungen angeboten – von Anästhesie- und Intensivpflege über Onkologie bis hin zu OTA/ATA. Das Bildungszentrum bringt jedes Jahr einen Fortbildungskatalog heraus, in dem Pflicht- und Wahlveranstaltungen stehen. Diese Angebote sind für Mitarbeitende kostenfrei und eröffnen viele Entwicklungsperspektiven.

UKBmittendrin: Gab es jemanden, der Sie für Ihre eigene Laufbahn besonders inspiriert hat?

Roßberg: Ja, meine frühere Stationsleitung war für mich ein echtes Vorbild. Sie hatte einen unglaublich empathischen Umgang – sowohl mit Patienten als auch mit Mitarbeitenden. Ich habe sie nie laut oder respektlos erlebt. Probleme wurden gemeinsam gelöst, immer konstruktiv und ohne erhobenen Zeigefinger. Das hat mich sehr geprägt. Ich habe mir oft gedacht: Wenn ich es schaffe, so zu führen wie sie, dann bin ich zufrieden. Diese Haltung begleitet mich bis heute.

UKBmittendrin: Wie war der Übergang in eine Leitungsfunktion für Sie?

Roßberg: Das war ein sehr prägender Moment. Meine damalige Stationsleitung war schwer erkrankt, und ich habe kommissarisch die Leitung übernommen. Als klar wurde, dass sie dauerhaft abgeben musste, habe ich die Verantwortung übernommen – mit ihrer Unterstützung im Hintergrund. Dieses Vertrauen, verbunden mit der Rückmeldung „Wir trauen dir das zu“, hat mir die nötige Sicherheit gegeben. Rückblickend war das eine wichtige Erfahrung, die mich bis heute trägt.

UKBmittendrin: Was hat sich in der Pflege in den letzten Jahrzehnten am stärksten verändert – im Positiven wie im Herausfordernden?

Roßberg: Die Ansprüche sind enorm gestiegen. Heute betreuen wir viel schwerere Krankheitsbilder, die kleinere Häuser gar nicht mehr behandeln können. Das erfordert großes Fachwissen und eine enge Zusammenarbeit mit den Ärzten. Gleichzeitig haben Personalmangel, längere Liegezeiten und die Zunahme älterer, oft demenziell erkrankter Patienten die Arbeit stark verändert. Auf der positiven Seite sehe ich die heutigen Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten, die vielfältiger und wissenschaftlicher sind. Das bringt frisches Wissen und neue Perspektiven in die Pflege.

UKBmittendrin: Welche Unterstützung oder Rahmenbedingungen haben Ihnen geholfen, auch im höheren Alter mit Freude und Engagement weiterzuarbeiten?

Roßberg: Für mich war wichtig, Wissen und Erfahrung an Jüngere weiterzugeben. Übergangsphasen, in denen man parallel arbeitet und voneinander lernt, sind wertvoll. Gleichzeitig braucht es gute Rahmenbedingungen: Als wir in ein neues Bettenhaus mit deutlich mehr Betten, aber gleichem Personalschlüssel umzogen, war das eine enorme Belastung. Wir mussten hart für Entlastung kämpfen. Auch flexible Arbeitszeitmodelle oder die Möglichkeit, ältere Kolleginnen vom Nachtdienst zu entbinden, sind entscheidend, um lange motiviert arbeiten zu können.

UKBmittendrin: Welche Rolle spielt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf?

Roßberg: Eine sehr große. Ich habe erlebt, dass am UKB vieles möglich gemacht wird – etwa individuelle Lösungen für Schwangere oder Rückkehrerinnen nach der Elternzeit. Das ist nicht selbstverständlich. Herausforderungen gibt es trotzdem, etwa bei der Kinderbetreuung. Die Betriebskita ist relativ teuer, und die Regelungen sind manchmal unflexibel. Hier sollte man noch stärker schauen, wie man junge Eltern entlasten kann.

UKBmittendrin: Wie empfinden Sie das Miteinander der Generationen auf Station – was können Jüngere und Ältere voneinander lernen?

Roßberg: Ich empfinde das Miteinander als sehr bereichernd. Junge Kolleginnen und Kollegen bringen neue Ideen und Blickwinkel ein, die mich oft zum Nachdenken bringen. Gleichzeitig können sie viel von unserer Erfahrung profitieren. Besonders schön ist die kulturelle Vielfalt auf unserer Station. Kolleginnen und Kollegen aus den Philippinen, Mexiko oder dem Kosovo bereichern das Team – trotz anfänglicher Sprachbarrieren. Heute profitieren wir sehr voneinander, sei es fachlich oder im persönlichen Austausch.

UKBmittendrin: Was würden Sie einer jungen Pflegekraft mit auf den Weg geben, die heute am Anfang ihres Berufslebens steht?

Roßberg: Am wichtigsten ist: Achte gut auf dich selbst. Pflege ist anspruchsvoll, und nur wer auf sich selbst achtet, kann auch anderen gerecht werden. Sei neugierig, bilde dich weiter und suche dir Unterstützung, wenn es zu viel wird. Kommunikation ist das A und O – viele Probleme lassen sich durch Reden lösen. Und: Finde deine Nische. Wer Freude am Beruf behält und im Team arbeitet, kann lange mit Herz und Verstand in der Pflege bleiben.

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