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Dunkel Hell

Eine Bachelorarbeit zeigt, wie Medizinische Fakultäten den Wandel gestalten

Autorin: Elena Hachem

Nachhaltigkeit spielt auch im Gesundheitssektor eine immer größere Rolle – besonders an Orten, die Forschung, Lehre und Versorgung vereinen. Die Medizinische Fakultät der Universität Bonn geht hier mit gutem Beispiel voran: Als erste bundesweit richtete sie ein eigenes Prodekanat für Nachhaltigkeit ein. In Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Bonn (UKB) treibt sie strukturelle Veränderungen in Forschung, Lehre, Krankenversorgung und Verwaltung voran.

Lorena Grimmig, Bachelorabsolventin der Hochschule Koblenz und wissenschaftliche Hilfskraft im Dekanat der Medizinischen Fakultät Bonn, widmete sich in ihrer Abschlussarbeit einem bislang wenig erforschten Thema: Wie ist Nachhaltigkeit an Medizinischen Fakultäten in NRW organisatorisch verankert? Im Zentrum stand dabei der Vergleich bestehender Strukturen – mit besonderem Fokus auf die Fakultät in Bonn. Die Arbeit wurde von Dr. Julia Meis-Harris im Auftrag des Prodekanats für Nachhaltigkeit betreut und ist nun öffentlich einsehbar. (Link zur Arbeit: https://opus4.kobv.de/opus4-hs-koblenz/frontdoor/index/index/start/0/rows/10/sortfield/score/sortorder/desc/searchtype/simple/query/Fakult%C3%A4t/docId/189)

Ihre Bachelorarbeit verfolgt ein Thema, das bislang noch eher unerforscht blieb. Wie genau sind Sie auf das Abschlussthema Ihrer Arbeit gekommen?

Durch meinen Studiengang, der BWL mit dem Gesundheitswesen verbindet, und meine Tätigkeit im Dekanat der Medizinischen Fakultät Bonn lag es nahe, ein Thema an der Schnittstelle beider Bereiche zu wählen. In Abstimmung mit meiner Vorgesetzten führte mich das zum Prodekanat für Nachhaltigkeit – dem ersten seiner Art in Deutschland. Gemeinsam mit Dr. Julia Meis-Harris entstand die Idee, die strukturelle Verankerung von Nachhaltigkeit an Medizinischen Fakultäten in NRW zu untersuchen – mit besonderem Blick auf Bonn.

Welcher Frage oder welchen Fragen gehen Sie in Ihrer Arbeit genauer auf den Grund? Was war das Ziel, das Sie verfolgen wollten?

Da es bisher kaum Forschung zu meinem Thema gibt, lag der Fokus zunächst auf der Erfassung bestehender Strukturen. Ich habe untersucht, wie Nachhaltigkeit an Medizinischen Fakultäten in NRW organisatorisch verankert ist – welche Strukturen bestehen, wie sie aufgebaut sind und welche Inhalte im Mittelpunkt stehen.

Zentrale Forschungsfragen waren:
• Wie unterscheiden sich die Strukturen im Vergleich zur Medizinischen Fakultät Bonn?
• Welche Aspekte der Nachhaltigkeit stehen im Fokus?

Dazu habe ich vier Experteninterviews – auch mit der Bonner Fakultät – geführt und die Ergebnisse vergleichend ausgewertet.

In Ihrer Arbeit haben Sie die Nachhaltigkeitsstrukturen an mehreren Unikliniken bzw. Medizinischen Fakultäten miteinander verglichen. Wo geht das UKB hier bereits mit gutem Beispiel voran und was kann es möglicherweise von anderen Unikliniken noch lernen?

Ich habe Nachhaltigkeitsstrukturen anhand der drei Dimensionen – ökologisch, ökonomisch und sozial – verglichen. Die Medizinische Fakultät Bonn überzeugt besonders im ökologischen Bereich mit Projekten wie nachhaltiger Laborarbeit und umweltfreundlicher Verwaltung. Der generelle Fokus auf Umweltaspekte ist deutlich spürbar und gut sichtbar verankert.

Potenzial besteht vor allem noch bei sozialer und ökonomischer Nachhaltigkeit, die künftig stärker ausgebaut werden sollten.

Mit der Gründung des ersten Prodekanats für Nachhaltigkeit in Deutschland hat die Medizinische Fakultät Bonn allerdings einen wichtigen und mutigen Anfang gemacht.

Welche Relevanz besitzt Ihre Untersuchung zur strukturellen Verankerung von Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen?

Im Austausch mit Dr. Meis-Harris und dem Prodekanat wurde klar: Medizinische Fakultäten müssen nachhaltige Strukturen erst aufbauen, da es kaum Vorgaben oder Vorbilder gibt. Nachhaltigkeitsmodelle aus anderen Bereichen lassen sich wegen struktureller Unterschiede kaum übertragen.

Das Thema ist bisher wenig erforscht, Studien und Vergleiche fehlen. Meine Arbeit soll erste Einblicke geben und anderen Fakultäten Orientierung bieten.

Was hat Ihre Arbeit in Bezug auf die bisherige Forschung zu Nachhaltigkeitsstrukturen an Medizinischen Fakultäten in NRW bzw. auch dem Gesundheitssektor aufzeigen können?

Eine einheitliche Lösung für Nachhaltigkeit an Medizinischen Fakultäten gibt es nicht. Die Fakultäten wählen unterschiedliche Ansätze: Zwei setzen auf ein eigenes Prodekanat, zwei binden Nachhaltigkeit über das Universitätsklinikum ein.

Trotz der Unterschiede zeigen alle vier ein klares Commitment. Nachhaltigkeit wird als wichtige Aufgabe anerkannt und strukturell verankert. Gut umgesetzte Strukturen stärken nicht nur die Fakultäten, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung im Gesundheitswesen.

Wie kann auf Grundlage Ihrer Arbeit Nachhaltigkeit an Medizinischen Fakultäten oder auch an Kliniken weitergedacht werden und was wünschen Sie sich für die nächsten fünf Jahre im Gesundheitswesen?

Nachhaltigkeit sollte nicht als Einzelprojekt, sondern als Querschnittsaufgabe in Lehre, Forschung, Verwaltung und Klinik verankert werden. So wird sie selbstverständlich Teil aller Abläufe, ganz ohne zentrale Steuerung – das ist das Ziel. Dafür braucht es mehr Sichtbarkeit und konkrete Umsetzung im Alltag, nicht nur Strategien. Wichtig ist, dass alle im Gesundheitswesen ein gemeinsames Bewusstsein entwickeln.

Ich wünsche mir zudem mehr Austausch und Vernetzung zwischen den Fakultäten, damit Ideen und Projekte schneller geteilt und weiterentwickelt werden können. So lernen sie voneinander, statt nebeneinander zu arbeiten.

Prodekanat für Nachhaltigkeit der Medizinischen Fakultät E-Mail: prodekanat.nachhaltigkeit@ukbonn.de Telefon: +49 228 287-19211 Mehr über das Prodekanat erfahren. (hier bitte auf unsere Website verlinken: https://www.medfak.uni-bonn.de/de/fakultaet/nachhaltigkeit/nachhaltige-fakultaet)  

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