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Dunkel Hell

Neue Bewerbungsrunde des ACCENT-Programms der Medizinischen Fakultät startet / ACCENT-Stipendiatin PD Dr. Christina Weisheit im Gespräch

Advanced Clinician Scientist (ACCENT)-Programme ermöglichen eine geschützte Freistellung von Ärzt*innen, um deren Forschungstätigkeit über einen gewissen Zeitraum auf bis zu 50 Prozent zu erhöhen. Das ACCENT-Programm der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn und des UKB richtet sich insbesondere an forschende Fachärzt*innen. Ziel der Förderung ist es, die Stipendiat*innen bei der Entwicklung eines sichtbar eigenständigen wissenschaftlichen Profils zu unterstützen. Im Gespräch mit der Kommunikationsbeauftragten der Medizinischen Fakultät Bonn Dr. Elisabeth Jurack berichtet PD Dr. Christina Weisheit von der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin am UKB über ihre Förderung in dem ACCENT-Programm.

Welches Forschungsthema bearbeiten Sie im ACCENT Programm?

PD Dr. Weisheit: Ich forsche schwerpunktmäßig im Rahmen des ACCENT-Programms, gefördert vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), an den immunologischen Grundlagen von Aortenklappenerkrankungen. Die Aortenklappenstenose ist eine häufig im höheren Alter auftretende, schwere kardiovaskuläre Erkrankung, die unbehandelt in der Regel tödlich verläuft. Bei schweren Fällen ist die Behandlung bisher ausschließlich chirurgisch, invasiv und reaktionär. Bis heute existieren keine präventiven oder medikamentösen Behandlungsoptionen. Hierzu untersuche ich mit meiner Gruppe zum einen die immunologischen Mechanismen, die zur Entstehung und dem Voranschreiten von Aortenklappenstenosen beitragen, und zum anderen, welchen Einfluss das Mikrobiom auf die Erkrankung hat. In diesem Kontext adressiere ich auch den Einfluss des Alterns auf die Erkrankungsschwere und den Krankheitsverlauf. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen in Köln kläre ich die Frage, ob das sogenannte Inflammaging, eine chronische Entzündungsreaktion, die im Alter auftreten kann, die Immunantwort so beeinflusst, dass das Auftreten einer Aortenklappenstenose wahrscheinlicher wird. Unser Ziel ist es, die zugrundeliegenden Mechanismen so gut zu verstehen, dass sie therapeutisch oder hinsichtlich der Entwicklung von Biomarkern genutzt werden können. Parallel zur Analyse der nicht infektiösen Aortenklappenstenose fokussiere ich mich wissenschaftlich auch darauf, welche immunologischen Faktoren das Auftreten von bakteriellen Aortenklappenendokarditiden begünstigen. Eine große Limitation im klinischen Alltag stellt hierbei die Diagnosefindung sowie die Detektion von Risikopatienten dar. Genau hier möchten wir wissenschaftlich in die Tiefe gehen und perspektivisch die frühe Diagnosestellung erleichtern und zur Definition immunmodulatorischer Therapieansätze beitragen.

Wem würden Sie das ACCENT Programm empfehlen?

PD Dr. Weisheit: Interessierte sollten nachweisbare Erfahrung und Kompetenz in ihrem spezifischen klinischen Bereich haben und bereits über fundierte Forschungserfahrung verfügen, einschließlich erfolgreicher Drittmitteleinwerbung für ausgewiesene Forschungsprojekte und Publikationen in angesehenen Fachzeitschriften. Ein Advanced Clinician Scientist sollte in der Lage sein, Teams zu leiten, Forschungsprojekte zu initiieren und zu koordinieren sowie möglicherweise Mentor für jüngere Forschende zu sein. Idealerweise sollten die Forschungsprojekte der sich Bewerbenden das Potenzial haben, zur Verbesserung der Patientenversorgung und klinischen Praxis beizutragen.

Welche Möglichkeiten haben sich für Sie durch das ACCENT Programm ergeben?

PD Dr. Weisheit: Durch die geschützte Forschungszeit habe ich die Ressourcen bekommen, weitere Drittmittel einzuwerben und meine Projekte ganz gezielt voranzubringen. Kürzlich habe ich zusätzlich zu meinem Projekt im SFB TRR259 Aortenerkrankungen eine weitere Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für die Untersuchung von Alterungsprozessen in der Immunantwort bei Aortenklappenstenose erhalten. Ohne die geschützte Forschungszeit im letzten Jahr wäre ich nicht in der Lage gewesen, die aufwändigen Pilotexperimente mit den Kolleginnen und Kollegen in Köln durchzuführen, die für den Antrag Voraussetzung waren.

Durch das strukturierte Programm, das bei uns in Bonn angeboten wird, konnte ich mich bereits mit anderen Advanced Clinician Scientists vernetzen und abgleichen, wie an anderen Standorten der Spagat zwischen Klinik und Forschung gelingt. Anfang Mai treffen sich beispielsweise in Würzburg alle BMBF-Geförderten der acht Standorte zu einem gemeinsamen Retreat. Außerdem bietet das Programm persönliche Coachings, Unterstützung für Trainings als Führungskraft und ein Mentoring-Programm für den klinischen und wissenschaftlichen Bereich. Hierdurch habe ich zum Beispiel die Möglichkeit bekommen, mich erfolgreich um die Aufnahme im Exzellenzcluster ImmunoSensation² der Universität Bonn zu bewerben.

Was sind die Vorteile und auch Herausforderungen von Clinician Scientists Programmen?

PD Dr. Weisheit: Ganz klare Vorteile bieten die geschützte Forschungszeit und die Möglichkeit, sich effektiv zu vernetzen. Advanced Clinician Scientist-Programme ermöglichen es Ärztinnen und Ärzten, ihre klinische Erfahrung direkt in ihre Forschungsarbeit einzubringen und umgekehrt. Dies fördert eine integrative Herangehensweise an die Gesundheitsversorgung und die Forschung. Durch die direkte Beteiligung von klinisch tätigen Ärztinnen und Ärzten können Advanced Clinician Scientist-Programme dazu beitragen, die Translation von Forschungsergebnissen in die klinische Praxis zu beschleunigen, indem sie die Relevanz und Anwendbarkeit der Forschung auf die Patientenversorgung sicherstellen. Darüber hinaus bieten solche Programme eine strukturierte Karriereentwicklung für Ärztinnen und Ärzte, die sowohl ihre klinische Kompetenz als auch ihre Forschungstätigkeit weiterentwickeln möchten. Die Kombination von klinischer Praxis und Forschung erfordert zudem eine sorgfältige Planung und Organisation, um sicherzustellen, dass beide Bereiche effektiv abgedeckt werden. Dies ist zum Teil herausfordernd in Bezug auf Zeitmanagement und Priorisierung.

Die Bewerbung für die nächste Ausschreibungsrunde für das ACCENT Programm ist unter folgendem Link freigeschaltet. Das Themengebiet ist diesmal “Health effects of genetic and environmental factors”: https://www.medfak.uni-bonn.de/de/forschung/forschungsfoerderung/accent/bewerbung-auswahlprozess

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