Als erstes deutsches Krankenhaus verfügt das UKB über ein Simulationszentrum für minimal-invasive Herz-OPs
Von Felix Heyder
Der Herzchirurg Prof. Farhad Bakhtiary gehört zu den besten deutschen Herzchirurgen und ist sowohl national als auch international für seine minimal-invasiven Operationstechniken bekannt. Viele seiner Herzoperationen führt Prof. Bakhtiary schon seit Jahren nicht mehr mit geöffnetem Brustkorb, sondern nur noch durch einen wenige Zentimeter kleinen Schnitt zwischen zwei Rippen durch. Diese Technik ist für Patient*innen maximal schonend, erfordert aber viel medizinische Erfahrung und noch mehr manuelles Geschick.
Um junge Herzchirurgen*innen möglichst früh und nachhaltig an das minimal-invasive Operieren am Herzen heranzuführen, hat der Direktor der Klinik für Herzchirurgie Prof. Bakhtiary in den vergangenen zwei Jahren ein Simulationszentrum für minimal-invasive und voll-endoskopische Herzchirurgie auf dem Campus Venusberg aufgebaut. Das Zentrum, das mittlerweile Teil der klinikeigenen Facharztausbildung ist, wird von Assistenz- und Oberärzten*innen sowie auch Studierenden genutzt und soll den Nachwuchs an die minimal-invasive Herzchirurgie heranführen und bei Studierenden die Begeisterung für das Fach Herzchirurgie wecken.
„Mir wurde das minimal-invasive Operieren direkt am OP-Tisch beigebracht. Was damals Standard war, ist heute absolut nicht mehr zeitgemäß. Daher habe ich seit meinem Start am UKB das Ziel verfolgt, ein solches Simulationszentrum aufzubauen, in dem die jungen Kolleginnen und Kollegen ihre minimal-invasiven Techniken erlernen und ausbauen können“, erklärt Prof. Bakhtiary seine Motivation für das Projekt.
Unter der Projektkoordination von der Klinikmanagerin der Herzchirurgie Janina Malenica wurden nach und nach die verschiedenen Geräte für das Simulationszentrum beschafft. Die gesamte Investitionssumme beträgt rund 300.000 Euro und wurde aus Investitionsmitteln der Klinik für Herzchirurgie sowie durch Spenden finanziert.
An den einzelnen Stationen lässt sich nun die minimal-invasive Reparatur der Mitralklappe und der minimal-invasive Ersatz der Aortenklappe trainieren. Ein neuer 3D-Drucker ermöglicht es zudem, ganze Aorten zu drucken, an denen dann auch die minimalinvasive Aortenchirurgie simuliert werden kann. Die Herzklappen-Modelle, an denen trainiert wird, stammen ebenfalls aus 3D-Druckern und bestehen aus Silikon, das dem menschlichen Gewebe sehr nahekommt. Die Industrie hat der Klinik für Herzchirurgie zudem abgelaufene Herzklappen zur Verfügung gestellt, wodurch das Training noch realitätsnäher geworden ist.
„Durch das Simulationszentrum können wir angehenden Herzchirurginnen und Herzchirurgen eine fortschrittliche und praxisnahe Ausbildung bieten. Alle Kolleginnen und Kollegen müssen zunächst 48 Stunden Training im Simulationszentrum nachweisen. Erst dann dürfen sie im OP-Saal unter der Aufsicht von erfahrenen Kollegen operieren“, schildert Prof. Bakhtiary die Ausbildung in seiner Klinik.
Die notwendige Technik wurde vom Maastrichter Herzchirurgen Peyman Sardari Nia entwickelt und das UKB ist das erste und derzeit einzige Krankenhaus in Deutschland, wo diese Technik bei der Ausbildung zum Einsatz kommt.
Dank des zuletzt installierten 3D-Druckers ist es seit kurzer Zeit sogar möglich, ganze Herz-Modelle von schwer kranken Personen zu drucken. Perspektivisch soll dies genutzt werden, um bei sehr komplexen Fällen die Operation im Vorfeld zu simulieren und mögliche Schwierigkeiten bestmöglich antizipieren zu können.
Im Herz-OP-Simulationszentrum am UKB:
PD Dr. Nadejda Monsefi, Oberärztin in der Klinik für Herzchirurgie, und Christian Alan Origel Romero, Assistenzarzt in der Klinik für Herzchirurgie, trainieren eine minimal invasive und voll endoskopische Reparatur der Mitralklappe am Simulator.