MediPeer-PJ – ein Mentoring-Programm für Medizinstudierende im Praktischen Jahr
Themen wie Kommunikation und soziale Kompetenz sowie professionelle Identitätsbildung werden zukünftig eine stärkere Gewichtung im Medizinstudium erhalten. Denn Ärztinnen und Ärzte haben eine Schlüsselfunktion im Gesundheitswesen und in der Gesellschaft, und zwar nicht mehr nur in sozialer, sondern auch in ökonomischer Hinsicht. Neben den medizinischen Fachkompetenzen werden von der Berufsgruppe Fähigkeiten in der Kommunikation, der Interaktion und der Teamarbeit erwartet. Zudem sollen Ärztinnen und Ärzte respektvoll, empathisch, unabhängig und unbestechlich sein. Neben der essentiellen Rolle als medizinischer Experte gibt es also in der heutigen patientenzentrierten Gesundheitsversorgung weitere ärztliche Rollen: Gelehrter, Lehrender, Kommunikator, Teammitglied, Gesundheitsberater, Manager sowie professionell handelnde Person.
„Zukünftig soll das Medizinstudium die Entwicklung einer spezifischen Arztpersönlichkeit anregen, welche auf Kernkompetenzen dieser acht verschiedenen ärztlichen Berufsrollen fußt. Somit muss ein adaptiver individueller Entwicklungsprozess während des Medizinstudiums ermöglicht werden, welcher die professionelle Identitätsbildung fördert“, beschreibt Psychologin Daniela Mauer, Referentin für Curriculumsentwicklung im Studiendekanat der Medizinischen Fakultät, die Motivation, mit dem Pilotprojekt „MediPeer-PJ“ ein Mentoringprogramm für Medizinstudierende im Praktischen Jahr zu initiieren. „Als Methode bietet sich hierzu Mentoring sehr gut an, da es unter anderem die Weitergabe und den Austausch von Erfahrungen, Wissen und Werten sowie Reflexion und Perspektivengenerierung ermöglicht. Insbesondere im Praktischen Jahr, kurz PJ, wäre eine formelle Begleitung von Nöten, da dieses von einer strukturierten Lernumgebung in den vorausgehenden Studienabschnitten oftmals in einen unstrukturierten Lernprozess führt.“
Eine Bedarfsanalyse wurde vor dem Pilotprojekt „MediPeer-PJ“ mit Hilfe einer online Umfrage unter PJ-Studierenden durchgeführt. Hier zeigte sich mit 75 Prozent ein sehr starkes Interesse an einem Mentoringangebot im Praktischen Jahr. Die meisten der Befragten wünschten sich Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung als Mentor und würden Gruppen-Mentoring bevorzugen. Als relevante Ziele wurden insbesondere „Meine persönlichen und fachlichen Kompetenzen erweitern“, „Meinen Einstieg in der Facharztweiterbildung planen und effizient gestalten“, neben „Networking“ und „Reflexion der ärztlichen Berufsrollen“ häufig ausgewählt.
Erfolgreiche Pilotierung von MediPeer-PJ am UKB
Das Pilotprojekt startete anschließend in der PJ-Einführungswoche für zehn Medizinstudierenden mit Kennenlernen und einem interaktiven Einstieg ins Mentoring sowie der Bildung von zwei Peergruppen. Zudem gab es einen Workshop zur kollegialen Beratung mit Gelegenheit diese Methode in den Peergruppen direkt auszuprobieren. Während des PJ trafen sich die Peergruppen regelmäßig selbstorganisiert und konnten bei Bedarf ihre vier begleitenden Mentorinnen hinzuziehen. Da für die Mentorinnen – alle Ärztinnen in Weiterbildung Anästhesie am UKB – diese Rolle neu war, wurde eine Schulung in der Mitte der Laufzeit zur Reflexion ihrer neuen Aufgabe und Erweiterung der Beratungskompetenz durchgeführt. Zudem wurden weitere Veranstaltungen im Rahmen von „ProMe – Angebote zur persönlichen und professionellen (Weiter-)Entwicklung im Medizinstudium“ für PJ-Studierende beispielsweise zu Resilienz und Rollenverständnis (ReflectMe) an der Medizinischen Fakultät angeboten. Das MediPeer-PJ endete nach einem Jahr mit einem Rückblick und Reflexion der Mentoringtreffen sowie einem Resümee zum Mentoringprogramm.
„Unser Fazit zur Pilotierung fällt positiv aus, es gab keine Abbrüche und die Peergruppen hatten sich regelmäßig getroffen“, sagt Daniela Mauer. Das Resümee seitens der teilnehmenden PJ-Studierenden und Mentorinnen sowie die durchweg sehr guten Evaluationsergebnisse spiegeln eine hohe Akzeptanz des MediPeer-PJ Konzeptes und seine gute Umsetzbarkeit wider. Die in der Bedarfsanalyse als relevant eingestuften Ziele wurden weites gehend erreicht. „Insbesondere das PJ ist eine entscheidende Phase für die Kompetenz- und Persönlichkeitsentwicklung der angehenden Ärztinnen und Ärzte, die eine strukturierte fachliche sowie persönliche Begleitung erfordert. MediPeer-PJ ist hier eine wichtige Ergänzung zur klinischen Ausbildung, wie die Ergebnisse unseres Piloten zeigen“, bekräftigt Dr. Bernhard Steinweg, Geschäftsführer des Studiendekanats der Medizinischen Fakultät, den Wunsch, das Mentoring-Programm MediPeer-PJ langfristig am UKB zu etablieren.
Guten Tag,
ich freue mich sehr von dem positiven Resümee in ihrem sehr wertvollen Projekt zu lesen. Wir sind gerade auch in der Pilotierung eines Mentoring-Programms für Stationsleitungen. Auch wir haben eine Mentoren-Schulung konzipiert und begleiten die Mentoring-Tandems aktuell in der Umsetzung. Wenn von Ihrer Seite auch Interesse besteht, würde ich mich freuen, wenn wir uns vielleicht einfach mal zum Thema austauschen könnten und wir vielleicht erste Erfahrungen verknüpfen könnten.
Ansonsten wünsche ich weiterhin viel Erfolg mit Ihrem Projekt!
Herzliche Grüße
Michelle Kimmich
Stab der Pflegedirektion