UKB-Gynäkologin fixiert Gebärmutterhals mittels Oberschenkelsehne weltweit erstmalig mit dem roboterassistierten DaVinci-System.
Statt auf Kunststoffnetze setzt Prof. Dominique Könsgen-Mustea bei Gebärmuttersenkung neuerdings nicht nur auf den DaVinci-Roboter, sondern auch auf eine körpereigene Sehne. Vor etwa einem Jahr hat die Leiterin der Sektion Urogynäkologie an der Klinik für Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie weltweit erstmalig diese Operation mit dem roboter-assistierten DaVinci-System durchgeführt. Seitdem behandelte sie bereits eine Vielzahl von Frauen erfolgreich mit dem neuen Verfahren. Die Ergebnisse der ersten 10 Fälle stellte Prof. Könsgen-Mustea jetzt auf dem IUGA-Kongress in The Hague, Niederlanden vor.
Ein kleiner Schnitt in der Kniekehle: Ein Teil der Oberschenkelsehne wird entnommen und präpariert. Anschließend wird diese im Laufe der roboterassistierten Operation vom Team um Prof. Könsgen-Mustea am Gebärmutterhals fixiert und durch einen Tunnel bis zur Wirbelsäule geführt. Dort wird das Sehnenstück durch das Ligament – ein vor der Wirbelsäule verlaufendes Halteband – gezogen und wie eine Schlaufe zusammengenäht. So kann das OP-Team den Gebärmutterhals wieder anheben.
Was versteht man unter einer Sakrokolpopexie?
Prof. Könsgen-Mustea: Das ist ein etabliertes Verfahren, bei dem laproskopisch eine Anhebung der Gebärmutter, des Gebärmutterhalses oder der Scheide mittels eines dauerhaft im Körper verbleibenden Netzes erreicht wird.
Warum setzen Sie auf eine körpereigene Sehne anstelle eines Kunststoffnetzes?
Prof. Könsgen-Mustea: Die Überlegung dahinter ist: Wir nutzen körpereigenes Gewebe, um Risiken, die mit Fremdkörpermaterialien einhergehen, nicht zu haben. Das Verfahren hat mein Kollege Prof. Amadeus Hornemann aus Frankfurt entwickelt und 2018 erstmalig umgesetzt. Orthopädische Kollegen, die eine Sehne aus der Kniekehle für einen Kreuzbandersatz entnahmen, brachten ihn darauf. Dann hatten wir die Idee, das neue Verfahren roboterassistiert durchzuführen – als erste im Juni vor einem Jahr.
Was bracht Sie auf die Idee den Eingriff mit dem DaVinci-Roboter durchzuführen?
Prof. Könsgen-Mustea: Es ist ein sicheres, komplikationsarmes Verfahren mit deutlich optimierter Patientensicherheit. Die Optik ist verbessert und es gibt eine viel höhere Vergrößerung. Zudem steuere ich alles eigenständig – sowohl Instrumente als auch Optik. So kann ich viel präziser arbeiten und die Sehne punktgenau setzen.
Welche weiteren Vorteile sehen Sie in der roboterassistierten „Hornemann Tendon Transplantation“?
Prof. Könsgen-Mustea: Wie bereits gesagt gibt es keine Risiken aufgrund der Verwendung von Fremdkörpermaterialien. Zudem kann sich die Oberschenkelsehne regenerieren und es ist keine Einschränkung der Mobilität oder Sensitivität zu erwarten. Die Schmerzen nach der roboterassistierten OP sind viel geringer.
Prof. Könsgen-Mustea: Unsere Ergebnisse sind sehr gut und unsere Patientinnen sind sehr zufrieden. Sie sind beschwerdefrei und es gab keine Komplikationen. Zudem hält die Fixierung jetzt ein Jahr nach dem ersten Eingriff. Um wissenschaftlich die Sicherheit und die Wirksamkeit des roboterassistierten Verfahrens zu belegen, startet in Kürze eine Register-Studie an der fünf Zentren im deutschsprachigen Raum prospektiv beteiligt sind. Bonn übernimmt die Gesamtkoordination.