Das Institut für Rekonstruktive Neurobiologie am UKB öffnete im Rahmen des jährlichen UniStem Days zum neunten Mal seine Pforten für Jugendliche
Am 22. März war es wieder soweit: Zum bereits neunten Mal bot das Institut für Rekonstruktive Neurobiologie am Universitätsklinikum Bonn Raum für den Wissensdurst der Schülerinnen und Schüler einer Berufsbildenden Schule aus Montabaur und dem Heinrich-Böll-Gymnasium aus Saalfeld. Das Programm des UniStem Days stand ganz unter dem Motto „Meet the Experts“ und ermöglichte den Teilnehmenden eine interaktive und persönliche Einführung in die Stammzellforschung. Neben Vorträgen und Diskussionsrunden durften die Jugendlichen auch selbst Experimente durchführen und kamen der Wissenschaft am UKB so ganz nah.
„Das Institut für Rekonstruktive Neurobiologie nutzt menschliche Stammzellen für die Krankheitsforschung und die Entwicklung zelltherapeutischer Verfahren. Von besonderer Bedeutung sind hierbei so genannte induziert pluripotente Stammzellen – kurz iPS-Zellen. Das sind wahre Alleskönner, die mithilfe der Zellreprogrammierung aus einer Blutprobe erzeugt werden können. Einmal gewonnen lassen sie sich fast unbegrenzt vermehren und in verschiedenste Nervenzellen umwandeln. Da die Zellen oft auch die genetischen Merkmale der jeweiligen Erkrankung in sich tragen, können wir an ihnen den Krankheitsprozess studieren und sogar Medikamente testen. Auf der anderen Seite lassen sich mit iPS-Zellen auch Ersatzzellen für die Zelltherapie herstellen, etwa für die Neurotransplantation. Das gelingt im Labor bereits sehr gut, für eine klinische Anwendung müssen aber noch viele Zwischenschritte durchlaufen werden,“ erklärt Prof. Oliver Brüstle, Direktor des Instituts für Rekonstruktive Neurobiologie am UKB.
Eigene Meinung in der Praxis bilden
Der Aktionstag soll dazu dienen, Schülerinnen und Schüler der Oberstufe, welche bereits über Vorwissen verfügen, an neuen Forschungserkenntnissen und aktuellen Debatten teilhaben zu lassen. Somit soll die Stammzellforschung zugänglicher gemacht und es den Schülerinnen und Schülern ermöglicht werden, sich eine eigene Meinung zu dem Thema zu bilden.
Neben spannenden Vorträgen zu Stammzellen, deren Gewinnung und Verwendung zur Krankheitsmodellierungen, zur Wirkstoffentwicklung und für Therapieansätze, konnten die Schülerinnen und Schüler ihre Fragen zur Stammzellforschung an die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen richten. Highlight des Tages waren die Laborbesuche. In einem selbst hergestellten Erklärvideo wurden den Schülerinnen und Schülern die Prozesse und einzelnen Arbeitsschritte erklärt, mit denen aus einer Blutzelle eine Nervenzelle reprogrammiert wird. Im Anschluss konnten die jungen Besucherinnen und Besucher einige dieser Arbeitsschritte selbst im Labor durchführen. Den Abschluss bildete ein Erfahrungsbericht eines Nachwuchswissenschaftlers, der anschaulich aus dem Forschungs- und Laboralltag berichtete und Fragen der Teilnehmenden beantwortete.
„Wir können nicht früh genug anfangen, die junge Generation für die biomedizinische Forschung zu begeistern. Dabei geht es nicht nur um die exzellenten Karrierechancen in diesem rasch expandierenden Gebiet, sondern auch um dessen wachsende Bedeutung für die Gesellschaft und die Medizin von morgen,“ reflektiert Brüstle.
Bildgalerie: (Bildautor Rolf Müller)
Unter Anleitung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Instituts für Rekonstruktive Neurobiologie am UKB durften die Schülerinnen und Schüler selbst Hand anlegen und für einen Tag zu Forschenden werden. Die Bildgalerie zeigt die Teilnehmenden während der eigens für den UniStem Day konzipierten Experimente zur Stammzellforschung.
Der UniStem Day wurde 2009 vom Centro UniStem in Mailand als europaweiter Aktionstag zur Stammzellforschung ins Leben gerufen und hat sich zwischenzeitlich weltweit etabliert. Dieses Jahr beteiligten sich insgesamt 30.000 Schülerinnen und Schüler und wirkten an Veranstaltungen von 97 Universitäten und Forschungseinrichtungen aus 13 Ländern und zwei Kontinenten mit. 16 Städte in Deutschland boten Aktionen an und allein in NRW nahmen 200 Schülerinnen und Schüler das Angebot von 13 Stammzell-Instituten wahr.