Eine intelligente Tastatur-App für das Smartphone soll Veränderungen von kognitiver Leistungsfähigkeit sichtbar machen.
„Bedeutsam ist dies vor allem für Menschen mit Verdacht auf Demenz oder chronische Erkrankungen des zentralen Nervensystems, wie zum Beispiel Epilepsie, Parkinson oder Multiple Sklerose, die oft mit schleichenden Veränderungen der Denkleistung einhergehen. Es geht um das Monitoring von Kognition im Verlauf von Erkrankungen und deren Behandlung“, erklärt der Neuropsychologe Prof. Dr. Christoph Helmstädter von der Klinik für Epileptologie des UKB. Er und sein Gründungsteam Vivian Radicke, Kris Leipzig, Jacqueline Lohmann und Thorsten Rings entwickeln dafür die digitale Lösung „Trackognize“, die die kognitive Leistungsfähigkeit überwacht und Ärztinnen und Ärzten so zu einer besseren Therapieentscheidung verhilft. Diese innovative Produktentwicklung wird zusammen mit einem anderen UKB-Projekt in der zweiten Ausschreibungsrunde der Prototypisierungsgrants vom Transfer Center enaCom gefördert. Ziel der Gründungsberatung ist es, wertvolle Validierungsprojekte aus der Forschung mit ihrer Expertise auf dem Weg in Richtung Markteinführung zu begleiten. Die Förderung wird vom Transfer Center enaCom ausgeschrieben und aus dem ESC-Einzelvorhaben „U-Bo-Grow“ der Universität Bonn finanziert. Sie wird vom NRW-Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie (MWIKE) gefördert.
Trackognize adressiert ein „lautloses“ aber sehr präsentes Problem von Menschen mit Erkrankungen des zentralen Nervensystems, das in der krankheits- und behandlungsbedingten Veränderung der kognitiven Leistungsfähigkeit begründet ist. Veränderungen in der Denkleistung und dem Verhalten bleiben häufig unerkannt und führen langfristig zu gravierenden Einschränkungen der Lebensqualität. „Wir entwickeln mit Trackognize eine intelligente Tastaturanwendung. Diese soll die Überwachung und frühzeitige Erkennung von kognitiven Leistungsveränderungen im Verlauf von ZNS-Erkrankungen ermöglichen“, sagt Prof. Helmstädter. Über Tastaturaktivitäten von Personen in ärztlicher Behandlung werden Leistungsveränderungen im Zeitverlauf gemessen.
Kognitive Veränderungen sollen nicht länger unerkannt bleiben
„Mit Trackognize wollen wir erreichen, dass kognitive Veränderungen nicht länger unerkannt bleiben. Zudem bieten wir einen einfachen Weg, eine regelmäßige Überwachung der Denkleistung von zu behandelnden Personen im Krankheitsverlauf sicherzustellen. Diese Aufgabe würde sonst viel Zeit und Personal in Anspruch nehmen, sowie wiederholte Besuche in ärztlichen Praxen und Kliniken erfordern“, sagt Prof. Helmstädter, der zusammen mit Digitalmanager Kris Leipzig die initiale Projektidee hatte. „Wir waren uns schnell einig: Es braucht ein digitales Tool, das über alltägliche Handlungen, wie etwa der Nutzung eines Mobiltelefons, Veränderungen in der Denkleistung der Nutzer detektiert, beiläufig, also ohne dass sie davon gestört werden oder aktiv etwas tun müssen.“ In der Folge wurde aus einer Idee ein konkretes Gründungsvorhaben. So schlossen sich zunächst die Marketing-Beraterin Vivian Radicke und die Beraterin im Gesundheitswesen Jacqueline Lohmann dem Team an, ehe dann auch der Physiker Thorsten Rings hinzustieß.
Das Trackognize-Team will die aufgezeigten Probleme lösen, indem es eine intelligente Applikation entwickelt, die eine regelmäßige Überwachung der kognitiven Veränderungen von Betroffenen ermöglicht und Ärzten zu einer besseren Therapieentscheidung aufgrund der gesammelten Daten verhilft. „Somit profitieren nicht nur Personen mit einer chronischen ZNS-Erkrankung von einer erheblichen Steigerung ihrer Lebensqualität, sondern ebenfalls die Kostenträger, welche durch geringere Ausfallzeiten und Begleiterkrankungen wirtschaftlich entlastet werden“, sagt Prof. Helmstädter. Die technologische Umsetzung soll über eine Tastatur erfolgen, die kognitiv relevante Aktivitäten auf dem eigenen Smartphone aufzeichnet. Dies geschieht unauffällig, speichersparend und, das ist wichtig, ohne Inhalte aufzuzeichnen. Das Team Trackognize vereinigt diverse Kompetenzen und Erfahrungen aus Forschung, Industrie und Gesundheitswesen: Es ist somit im konstitutionellen Kern voll auf die Ausgründung ausgelegt. Derzeit trifft es erste Vorbereitungen für die Zusammenarbeit mit Entwicklern und die Durchführung einer ersten Anwendungsstudie inklusive Finanzierung.