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Dunkel Hell

Neuer Modus Operandi im Kontext der COVID-19-Pandemie

Am UKB finden jeweils von Mai bis Juni und von November bis Dezember staatliche Examina statt, welche die letzte Hürde im Humanmedizinstudium darstellen. Nachdem die Studierenden mindestens 12 Semester studiert haben – davon zwei Semester im Praktischen Jahr (PJ) entweder am UKB, an Akademischen Lehrkrankenhäusern und Lehrpraxen der Universität Bonn oder an anderen Fakultäten und deren Ausbildungseinrichtungen im Inland oder im Ausland – werden sie erneut auf Herz- und Nieren geprüft. Die sogenannte M3-Prüfung nach dem PJ unterscheidet sich dabei grundlegend von den bis dato eingeprägten primär schriftlichen Prüfungsformaten, da die Prüflinge im Rahmen der zweitägigen mündlich-praktischen Prüfung u. a. an Patient*innen ihr klinisches Wissen sowie praktische Fertigkeiten unter Beweis stellen müssen. Dies führt nicht selten bei den Studierenden zu ausgeprägter Nervosität, Anspannung oder auch zu Prüfungsangst.

Am ersten Tag erfolgt die praktische Prüfung mit Patientenvorstellung am Krankenbett. Die Prüflinge erhalten vor der Prüfung einen Patienten oder eine Patientin zur Anamneseerhebung und Untersuchung durch die Prüfungskommissionsvorsitzenden zugewiesen. Sie verfassen darüber einen Bericht, der eine Anamnese, eine körperliche Untersuchung, die Ergebnisse der durchgeführten Diagnostik, die Diagnose(n), einen Behandlungsplan sowie eine Prognose enthält. Am zweiten Tag findet die mündliche Prüfung statt, in der Aufgaben aus mehreren medizinischen Fachgebieten fallbezogen gestellt werden. Hierbei müssen die Prüflinge z. B. auch EKG oder Röntgen-Bilder befunden. Jede Prüfungskommission besteht aus vier Prüfer*innen aus den Gebieten der Inneren Medizin, der Chirurgie, dem jeweiligen Wahlfach sowie einem fächerübergreifenden Fach, und es werden bis zu vier Prüflinge pro Kommission geprüft.

Schneller und flexibler

Dies war bis Dezember 2019 der reguläre Ablauf. Seit über einem Jahr gilt aufgrund der COVID-19 Pandemie die Abweichungsverordnung für staatliche Prüfungen, die einen modifizierten Ablauf der M3-Prüfung vorschreibt und gleichzeitig neue Optionen in der Gestaltung der Prüfung zulässt. Der Umfang der Prüfungskommission ist gleichgeblieben, jedoch wurde der zeitliche Rahmen der Prüfung auf die Hälfte reduziert. Das heißt: Die Prüfer*innen stehen vor der Herausforderung, jenes, was zuvor an zwei Tagen geprüft wurde, auf einen Tag zu beschränken. Positiv zu bewerten ist die neue Flexibilität bei der Fallzuweisung. Denn seit der Pandemie und den zusätzlichen Hygienemaßnahmen in den Kliniken ist es im M3 auch erlaubt, neben realen (jetzt negativ getesteten) Patienten auch an Modellen zu prüfen – wie es jüngst in der Kinderkardiologie anhand einer Puppe erfolgt ist. Auch dürfen Simulationspatient*innen zum Einsatz kommen, was vereinzelt durch Vorsitzende in Kooperation mit dem Simulationspersonenprogramm des Studiendekanats realisiert wurde. Das Infektionsrisiko wird durch diese neuen Möglichkeiten und Auflagen minimiert und gleichzeitig schaffen es Bonner PJ-Studierende, auch diese letzte Hürde ihres Medizinstudiums zu nehmen.

Pro Semester finden an den zahlreichen Unikliniken zwischen 25-30 M3-Prüfungen statt. Das Studiendekanat koordiniert alle Prüfungskommissionen und bildet eine zentrale Schnittstelle zwischen Unikliniken, Lehrkrankenhäusern und dem für die staatlichen Prüfungen verantwortlichen Landesprüfungsamt in Düsseldorf.

Darüber hinaus werden die Prüfer*innen der Fakultät durch vorbereitende Workshops im Rahmen des Medizindidaktikprogramms DoT.Med unterstützt, in denen neben didaktischen Prüfungsgrundlagen die Rahmenbedingungen der M3-Prüfung erläutert, standardisierte Prüfungsfälle entwickelt und in einer Live-Simulation getestet werden. Diese Kurse werden von Ärztinnen und Ärzten am UKB sehr gut angenommen und finden pandemiebedingt digital statt. Zukünftig sollen die Abläufe in der Koordination optimiert sowie prüfungsdidaktische Standards stärker adressiert werden.

Ein herzliches Dankschön gebührt allen Vorsitzenden, Prüfer*innen und Organisator*innen dieser bedeutenden Examina.

Patricia Praczka
Dr. Bernhard Steinweg

Bildnachweis: AntonioDiaz – stock.adobe.com

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