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Dunkel Hell

Neues Gebäude für Europas größte Hämophilieambulanz und erstes gemeinsames Kinderwunschzentrum für Paare

Im neuen Gebäude auf dem Venusberg-Campus werden zukünftig ambulante Patientinnen und Patienten in zwei herausragenden medizinischen Fachrichtungen des Universitätsklinikums Bonn (UKB) behandelt. In der zweiten der beiden neuen Etagen von je ca. 1.000 m² mit modernster Ausstattung wird das größte Hämophiliezentrum Europas gebaut. Patientinnen und Patienten mit der seltenen, erblichen Bluterkrankheit werden dort eine optimale Behandlung mit einer 24-stündigen Erreichbarkeit und zusätzlicher innovativer App-Betreuung erhalten. In der dritten Etage des neuen Anbaus wird das deutschlandweit erste gemeinsame, hochmoderne Kinderwunschzentrum für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch zu finden sein, das sowohl die Reproduktionsmedizin für Frauen, als auch die Andrologie als Pendant für die Kinderwunschbehandlung der Männer beinhaltet. Die neuen, medizinisch zukunftsweisenden Etagen wurden über der Fahrbereitschaft der Rettungswagen des UKB errichtet – einem wichtigen und zentralen Ort mitten auf dem Venusberg-Campus des UKB. Am 20. Dezember 2022 wurde die Fertigstellung des Rohbaus feierlich mit einem Richtfest besiegelt, dem der Staatssekretär Matthias Heidmeier, Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW, als Ehrengast beiwohnte.

Am UKB entsteht ein weiterer, herausragender medizinischer Neubau von großer nationaler und internationaler Bedeutung für die Krankenversorgung auf Spitzenniveau. Das neue Bauwerk wird an zentraler Stelle des Venusberg-Campus das Hämophiliezentrum unter Leitung von Prof. Johannes Oldenburg sowie das Kinderwunschzentrum unter Leitung von Prof. Nicole Sänger vereinen.

„Der Bau der Hämophilieambulanz und des gemeinsamen Kinderwunschzentrums durch das UKB ist ein Signal für die Stärkung der medizinischen Versorgung in Nordrhein-Westfalen. Gerade in der Universitätsmedizin ist es wichtig, dass Schwerpunkte gesetzt werden. Denn durch das zielgerichtete Zusammenwirken von Wissenschaft und Forschung kann die Versorgung der Patientinnen und Patienten weiter verbessert werden. Ich beglückwünsche das UKB zu einem beeindruckenden Neubauprojekt und hoffe auf viele weitere Impulse für die Versorgung und die Forschung auf den Gebieten der Hämophilie und Reproduktionsmedizin“, erklärt Matthias Heidmeier, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen.

„Der Neubau ist ein architektonisch anspruchsvolles, hochinnovatives und zukunftsträchtiges Bauprojekt, das zwei herausragende medizinische Fachrichtungen, die besonders aktiv in den Bereichen Krankenversorgung, Forschung und Lehre sind, räumlich vereinen wird. Die Patientinnen und Patienten mit Bluterkrankheit und sowohl Frauen als auch Männer mit Kinderwunsch werden über dem zentralen Gebäude der Rettungswagen des UKB bald modernste Behandlungsmöglichkeiten in den neuen, dafür optimalen Ambulanzen der Hämophilie und Kinderwunschsprechstunde vorfinden. Wir freuen uns, bald unsere Patientinnen und Patienten am größten Hämophiliezentrum Europas und dem einzigen gemeinsamen Kinderwunschzentrum für Paare in ganz Deutschland begrüßen und ihnen ein gesundes Leben sowie das persönliche Glück durch die Kinderwunscherfüllung bieten zu dürfen“, sagt Prof. Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKB.

Prof. Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKB, begrüßt den Staatssekretär Matthias Heidmeier, Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW.
Prof. Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKB, begrüßt den Staatssekretär Matthias Heidmeier, Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW.

Größtes Hämophiliezentrum Europas

Bei der Hämophilie handelt es sich um eine Erbkrankheit, bei der Frauen weitgehend symptomlose Überträgerinnen sind, während die Krankheit an 50 Prozent ihrer Söhne vererbt wird. Die Lebenserwartung der Hämophilie-Erkrankten betrug im letzten Jahrhundert nur 16 Jahre. Bereits im fünften Jahrhundert n. Chr. wurde auf die lebensbedrohlichen Folgen der Blutgerinnungsstörung, auch nach kleinen medizinischen Eingriffen, hingewiesen und die Hämophilie wurde später auch als „Krankheit der Könige“ bezeichnet, weil z. B. Königin Victoria im frühen 19. Jahrhundert mehrere Söhne hatte, die von der Krankheit betroffen waren.

Das UKB betreibt inzwischen die größte Ambulanz für Hämophilie in Europa, vielleicht sogar in der Welt. Bereits in den fünfziger Jahren wurde am UKB ein Gerinnungslabor etabliert, welches von Anfang an eng mit den internistischen und chirurgischen Kliniken zusammenarbeitete. In den 70er Jahren begründeten Prof. Hans Egli und Dr. Hans Hermann Brackmann die moderne Hämophiliebehandlung. Das 1976 bezogene Gebäude des Instituts für Hämatologie und Transfusionsmedizin (IHT) wurde mittlerweile zu klein und speziell die Hämophilieambulanz brauchte neue Räumlichkeiten. Seit 2005 leitet Prof. Oldenburg das IHT und führte neue diagnostische Methoden und neue Behandlungsschemata ein, so dass sich die Lebenserwartung der an Hämophilie Erkrankten heute nicht mehr von der gesunder Menschen unterscheidet.

Aktuell werden 1.500 Patienten mit verschiedensten Hämophilieformen am UKB behandelt. Dies bedeutet bei dieser eigentlich seltenen Erkrankung etwa 4.200 ambulante Untersuchungen und 250 stationär/operativ behandelte Patientinnen und Patienten im Jahr. „Inzwischen gibt es neben den Gerinnungsfaktoren, die auf dem Blutweg verabreicht werden, auch orale Präparate, zu denen die weltweit entscheidenden Studien ebenfalls in Bonn durchgeführt wurden. Den Patientinnen und Patienten steht zusätzlich eine am UKB mitentwickelte, innovative App zur Verfügung, mit der sie zu Hause über den ständigen Kontakt mit der jederzeit besetzten Zentrale im UKB überwachen können, ob eine Dosisänderung oder gar der Wechsel eines Präparates nötig ist“, ´so Prof. Oldenburg.

Erstes Kinderwunschzentrum für Männer und Frauen

Bei unerfülltem Kinderwunsch wurde 1978 durch den englischen Physiologen Edwards und seinen gynäkologischen Kollegen Steptow mit der In-Vitro-Fertilisation ein Durchbruch erreicht, der zur Geburt von Luise Brown und einem Nobelpreis der Medizin führte. Weitere Fortschritte, wie die intrazytoplasmatische Spermieninjektion und die Präimplantations-Genetik, kamen später dazu. Inzwischen ist die Kryo-Konservierung von Keimzellen und Ovarialgewebe möglich, von der zum Beispiel Patientinnen und Patienten mit Krebsbehandlung profitieren können.

Die Abteilung für Gynäkolgische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin des UKB ist eine der größten Kinderwunschsprechstunden in Deutschland – ebenfalls mit starken Aktivitäten in der Patientenversorgung, Forschung und Lehre. Die Leiterin des Kinderwunschzentrums Prof. Sänger setzt sich sehr engagiert für das Thema Fertilitätserhalt, also die Konservierung von Ei- oder Samenzellen, sowie Keimzellgewebe bei Kindern und Erwachsenen, ein. Das UKB betreibt seit dem Jahr 2000 das größte Zentrum für Ovarkryokonservierung mit 2.500 Proben im Jahr. Die „Bonner Protokolle“ werden auch international zur Behandlung der Ovarien angewendet und es findet eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Forschung auf diesem Gebiet statt.

„Das UKB ist eines der wenigen Zentren in Deutschland, bei der die Abteilung für Reproduktionsmedizin als Teil des Zentrums für Frauenheilkunde Tür an Tür nebeneinander arbeiten. Die Reproduktionsmedizinische Ambulanz am UKB hat außerdem den Vorteil, dass die Andrologie auf derselben Fläche die reproduktionsmedizinischen Abklärungen und Therapien zeitgleich beim Mann durchführen kann, so dass ideale Voraussetzungen für die gemeinsame Paar-Betreuung der jährlich knapp 2.000 Paare vorhanden sein werden“, sagt Prof. Sänger. Ein gemeinsames Zentrum für die Kinderwunschbehandlung von Männern und Frauen am gleichen Ort gibt es in dieser Form nur am UKB.

Hightech in neuen Räumen

Der etwa 1.000 m² großeBereich der Hämophilie wird im zweiten Obergeschoss des fast 18 m hohen Neuhauses das ursprüngliche Gebäude der Fahrbereitschaft des UKB als Anbau erweitern. Eine gläserne Brücke verbindet dann das neue Hämophiliezentrum mit dem IHT. Der 240 m² große Laborbereich wird mit modernsten Geräten ausgestattet. Die Datenverarbeitung erfolgt dort voll digitalisiert, sodass alle Stationen und Bereiche schnell und sicher Zugriff auf die Ergebnisse haben. Die Rohrpostanlage rundet die Infrastruktur des Gebäudes ab.

Das neue Kinderwunschzentrum wird sich über die dritte Etage des Gebäudes über eine Fläche von ebenfalls knapp 1.000 m² erstrecken. Dort entstehen Arztzimmer, Untersuchungsräume, ein Eingriffsraum, Laborbereiche, ein Forschungslabor und vor allem das erste IVF- Reinraumlabor zur Behandlung der Embryonen. Der Bereich Andrologie unter Leitung von Prof. Jean-Pierre Allam ergänzt das Diagnostik- und Behandlungsangebot. Das UKB ist sehr froh, dass die Hämophilieambulanz und das Kinderwunschzentrum nun ihrer herausragenden nationalen und internationalen Rolle auch räumlich gerecht werden.

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